Ein Polizist, 1000 Einwohner "Sheriff" wacht über Hiddensee - Insel fern dem "allgemeinen Irrsinn"
03.08.2025, 09:07 Uhr Artikel anhören
Hat einen schönen und meist auch sehr ruhigen Arbeitsplatz: Polizeihauptmeister Thomas Moritz, der "Sheriff" von Hiddensee.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die kleine Ostseeinsel Hiddensee hat gerade mal um die 1000 Bewohner, aber jährlich Zehntausende Übernachtungs- und Hunderttausende Tagesgäste. Meist geht es ruhig zu, doch auch hier gibt es Drogen, Diebstahl und Gewalt. Und dann kommt Polizeihauptmeister Thomas Moritz zum Einsatz - die meiste Zeit des Jahres allein.
Er ist der einzige dauerhaft auf der Urlaubsinsel eingesetzte Beamte: Polizeihauptmeister Thomas Moritz sorgt für Recht und Ordnung auf Hiddensee. Nur im Sommer wird er von einem weiteren Bereitschaftspolizisten unterstützt. Wenn die Saison vorbei ist, dann hütet er das Gesetz auf der Ostseeinsel vor der Westküste Rügens wieder allein. Seit August 2022 ist Moritz hier als Kontaktbeamter tätig - als "Sheriff", wie er selbst sagt.

Thomas Moritz ist die meiste Zeit im Jahr der einzige Polizist auf Hiddensee.
(Foto: picture alliance/dpa)
Moritz pflegt den direkten Kontakt zu den rund 1000 Einwohnern und zahlreichen Touristen, kümmert sich um "normales Alltagsgeschehen", wie er es nennt. Wenn er seine kleine Polizeistation in Vitte verlässt, grüßt er beinahe jeden Passanten mit einem freundlichen "Moin".
Das Verhältnis zu den Einheimischen sei gut. Das schütze aber niemanden vor einem Verwarngeld: "Letzten Endes wissen die Leute, dass man mit mir reden kann, aber nicht zu diskutieren braucht."
14 Tassen Kaffee in einer Schicht
Bei seinen Streifen müsse er aufpassen, dass er nicht überall einen Kaffee trinke, wo er einen angeboten bekomme, sagt Moritz. Das habe er einmal gemacht, aber "nur 14 geschafft" in der Schicht.
Auf Streife ist der Polizist meist mit seinem elektrischen Streifenwagen oder zu Fuß. Mit seinem Fahrzeug ist Moritz eine Ausnahme auf der Insel. Privaten Fahrzeugverkehr gibt es auf der knapp 17 Kilometer langen Insel, die an der schmalsten Stelle gerade mal 250 Meter breit ist, nämlich nicht.
Donnerstags treffe er sich mit den älteren Damen der Insel. Da erfahre er den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Gemeinde, sagt Moritz. Er nutzt die Runden aber auch für Präventionsarbeit, etwa gegen Computerkriminalität oder betrügerische Maschen wie den Enkeltrick.
Viele Einsätze ohne strafrechtliche Relevanz
Hiddensee sei zwar eine ruhige, friedliche Insel im Vergleich zu anderen Orten im Land, sagt der 58-Jährige. Trotzdem gebe es auch hier häusliche Gewalt, Betäubungsmittel oder Diebstähle.
Nach Angaben der zuständigen Polizeiinspektion Stralsund gibt es viele Einsätze ohne strafrechtliche Relevanz. Der Kontaktbeamte helfe etwa Bürgern in Gefahrensituationen, unterstütze bei der Suche nach vermissten Personen oder schlichte bei Streitigkeiten.
Der Bürgermeister von Hiddensee, Thomas Gens, ist grundsätzlich zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen seiner Gemeinde und der Polizei. "Wir sind auf Hiddensee Gott sei Dank weit weg vom allgemeinen Irrsinn …", sagt Gens.
Quelle: ntv.de, Philip Dulian, dpa