Panorama

"Nutzen höher als das Risiko" Spahn ärgert sich über Impf-Aussetzung

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Jens Spahn kritisiert Dänemark und andere Länder, die vorerst einen Impfstopp für Astrazeneca verfügten.

(Foto: dpa)

Nach Berichten über mögliche Komplikationen im Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin legen Dänemark und andere Länder vorerst einen Impfstopp ein. Das bedauert Gesundheitsminister Spahn. Er beruft sich auf die Europäische Arzneimittelbehörde sowie das deutsche Paul-Ehrlich-Institut.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die Aussetzung von Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca in einigen Ländern kritisiert. Der CDU-Politiker verwies auf die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Diese habe nach Beratung der Experten erklärt, dass es keine auffällige Häufung von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gebe. Das für Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut komme zu derselben Einschätzung. "In Übereinstimmung mit der EMA überwiegt aus Sicht des Paul-Ehrlich-Instituts der Nutzen der Impfung die bekannten Risiken", erklärte das Institut. Spahn sagte daher: "Ich bedaure es, dass auf dieser Grundlage - Wissensstand jetzt Freitagvormittag - einige Länder in der Europäischen Union das Impfen mit Astrazeneca ausgesetzt haben."

"Mit dem, was wir bisher wissen, ist der Nutzen (...) bei Weitem höher als das Risiko", fügte er hinzu. "Wir nehmen die Meldungen sehr, sehr ernst", versicherte er weiter. Es sei aber sehr wichtig, zwischen einem rein zeitlichen Zusammenhang zwischen einer Impfung und einer Thrombose und einem ursächlichen Zusammenhang zu unterscheiden. Auf einen solchen kausalen Zusammenhang gebe es bisher keinen Hinweis. Der Präsident des Robert-Koch-Insituts, Lothar Wieler, sagte, es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Hinweis, dass diese Geschehnisse statistisch auffällig wären.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht ebenfalls keinen Zusammenhang zwischen dem Astrazeneca-Impfstoff und Todesfällen. Überhaupt sei bislang kein Todesfall bekannt, den eine Impfung gegen Covid-19 ausgelöst haben könnte. Dennoch sei ein WHO-Beratungsgremium damit beauftragt, die Astrazeneca-Berichte zu prüfen.

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Auch Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Jena kritisiert die Entscheidung der Länder: "Die Entscheidung verursacht wahrscheinlich mehr Schaden, als dass sie potenzielle Impfkomplikationen verhindert, von denen wir derzeit nicht einmal wissen, ob es überhaupt Impfkomplikationen sind."

Dänemark hatte am Donnerstag entschieden, vorübergehend niemanden mehr mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca zu impfen. Als Grund wurden Berichte über einen Todesfall und schwere Erkrankungen durch Blutgerinnsel nach der Impfung genannt. Man könne jedoch noch nicht feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Vakzin und den Blutgerinnseln bestehe, hieß es. Norwegen, Island und Thailand folgten der Entscheidung Dänemarks. Am Freitag zog auch Bulgarien diese Konsequenz.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP

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