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"Hat keinerlei Nutzen" Studie entzaubert Corona-"Wundermittel" Ivermectin

Ivermectin wird vorwiegend gegen Parasiten eingesetzt.

Ivermectin wird vorwiegend gegen Parasiten eingesetzt.

(Foto: imago images/NurPhoto)

Zu Beginn der Pandemie wird bestimmten Medikamenten der Ruf nachgesagt, gegen das Coronavirus zu wirken. Das Entwurmungsmittel Ivermectin gehört dazu. Eine Studie klärt nun über den Nutzen des vermeintlichen Wundermittels auf.

Im Verlauf der Pandemie testen Wissenschaftler zur Behandlung von Covid-19 viele Medikamente, die eigentlich für andere Krankheiten gedacht sind. Das Entwurmungsmittel Ivermectin erlangt nach klein angelegten Studien und prominenten Fürsprechern große Popularität, vor allem in den USA. Eine große Studie zu zweckentfremdeten Medikamenten zur Covid-Behandlung widerlegt nun jeglichen Nutzen des Mittels.

In der Studie, die im "The New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, wurden mehr als 1300 Corona-Patienten in Ivermectin- und Placebo-Gruppe aufgeteilt. Die Ergebnisse schließen eine Wirkung gegen Corona aus. "Es gibt wirklich keine Anzeichen für einen Nutzen", sagte Dr. David Boulware, Experte für Infektionskrankheiten an der University of Minnesota, der "New York Times".

Die Studie wurde bereits 2020 im Rahmen des Programms TOGETHER in Brasilien durchgeführt. Darin wurde die Wirkung weit verbreiteter Medikamente, darunter Ivermectin, auf Covid-Patienten getestet. Es handelte sich um eine Doppelblindstudie. Dabei wussten weder Patienten noch ihr medizinisches Personal, ob sie ein Covid-Behandlungsmedikament oder ein Placebo erhalten hatten.

Zudem wurde untersucht, ob Ivermectin nur wirkt, wenn es zu einem frühen Zeitpunkt einer Infektion eingenommen wird. Aber Freiwillige, die Ivermectin in den ersten drei Tagen nach einem positiven Coronavirus-Test einnahmen, hatten schlimmere Krankheitsverläufe als diejenigen in der Placebo-Gruppe.

Daten sollen zu anderen Therapien hinlenken

"Jetzt, da die Menschen in die Details und Daten eintauchen können, wird dies hoffentlich die Mehrheit der Ärzte von Ivermectin weg und hin zu anderen Therapien lenken", sagte Dr. Boulware. Ivermectin wird vor allem in der Tiermedizin benutzt, das Entwurmungsmittel kann aber auch bei Menschen eingesetzt werden. Die US-Behörde FDA warnte bereits zu Pandemiebeginn vor der Einnahme und möglichen Nebenwirkungen - das Mittel sei nicht für die Covid-Behandlung ausgelegt.

Skeptiker wiesen anschließend darauf hin, dass dank hoher Konzentrationen des Medikaments eine Wirkung erzielt werden könne - diese lag jedoch auf einem für dem für Menschen gesundheitsgefährdenden Niveau. Trotzdem begannen einige Ärzte, Ivermectin für Covid-19 zu verschreiben.

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Die Popularität von Ivermectin stieg im Verlauf der Pandemie weiter an. Der Podcaster Joe Rogan ließ sich selbst damit behandeln und warb regelmäßig in seinen Shows für das Medikament. Auch der US-Senator Rand Paul gab sich als Fürsprecher des Medikaments.

Kleine klinische Studien unterstützten zudem den Irrglauben vom Corona-Wundermittel. Im Dezember 2020 überprüfte Andrew Hill, ein Virologe an der Universität Liverpool in England, die Ergebnisse von 23 Studien und kam zu dem Schluss, dass Ivermectin das Todesrisiko durch Covid-19 offenbar signifikant senke. Allerdings stellte sich später heraus, dass viele der Studien fehlerhaft und teilweise manipuliert waren. Hill zog seine ursprüngliche Studie zurück und begann mit einer neuen, die er im Januar veröffentlichte. Bei ihrer zweiten Analyse konnten Hill und seine Kollegen nicht nachweisen, dass Ivermectin vor einer Hospitalisierung schützt.

Quelle: ntv.de, mba

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