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Munition in Auto gefunden Trier-Attentäter "grinste" vor Festnahme

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Seit drei Tagen befindet sich die Stadt Trier im Schockzustand. Nun kommen neue Details zur Amokfahrt ans Licht. Unmittelbar nach der Tat rauchte der Verdächtige offenbar noch seelenruhig eine Zigarette. Das Motiv gibt zwar weiterhin Rätsel auf, ein Täterprofil verdichtet sich jedoch.

Nach der Amokfahrt in Trier hat der Täter laut Polizeiangaben das Auto abgestellt und eine Zigarette geraucht. Polizisten hätten den 51-Jährigen stehend am Heck des Wagens angetroffen, berichtete der Polizeivizepräsident von Trier, Franz-Dieter Ankner, in einer Sondersitzung des Innenausschusses des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz. "Dort sah er den Einsatzkräften grinsend entgegen." Die Beamten hätten ihn dann überwältigt und festgenommen.

Das Motiv für die Tat ist weiterhin unklar. Der Mann habe bei den bisherigen Vernehmungen keine klaren Angaben dazu gemacht. Zudem hat die Polizei in dem Auto scharfe Munition gefunden. Es sei aber bislang keine dazu passende Waffe entdeckt worden, sagte Ankner weiter. Weil sich Kartons in dem Wagen befanden, seien Sprengstoffexperten eingeschaltet worden, die dann aber Entwarnung gegeben hätten. Es gebe weiterhin keine Hinweise auf Mittäter oder Unterstützer für die Tat.

Arbeitslos, ohne festen Wohnsitz, Einzelgänger

Nach Ankners Worten gilt der in Trier geborene 51-Jährige als Einzelgänger. Er sei kinderlos und ledig. Der Deutsche sei nach den bisherigen Erkenntnissen arbeitslos und zuletzt auch ohne festen Wohnsitz gewesen. Er habe offenbar in dem Wagen übernachtet. Es habe keine Einträge in polizeiliche Register oder die des Staatsschutzes gegeben. Der Geländewagen, der für die Tat benutzt wurde, sei dem Mann von einem Bekannten aus Gefälligkeit überlassen worden, sagte der Polizeivizepräsident.

Der 51-jährige Tatverdächtige war am Dienstagnachmittag mit einem Geländewagen in hoher Geschwindigkeit durch die Trierer Fußgängerzone gefahren. Nach Aussage des rheinland-pfälzischen Innenministers, Roger Lewentz, hat er dabei offenbar gezielt Menschen überfahren. Fünf Passanten wurden getötet, darunter ein nur wenige Wochen altes Baby. Der Mann, der zur Tatzeit betrunken war, sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft. Ihm wird unter anderem mehrfacher Mord vorgeworfen.

Die Polizei bittet alle möglichen Zeugen und Verletzte, sich zu melden. Bislang seien bei den Ermittlern mehr als 200 Hinweise zu der Tat eingegangen. Die Polizei geht davon aus, dass es noch viele weitere Zeugen und möglicherweise einige weitere verletzte Personen geben könnte. Es sei wichtig, dass diese sich meldeten, um Angaben zu den Geschehnissen zu machen. Jede Information bei der Aufklärung der schrecklichen Tat könne von Bedeutung sein, heißt es in einer Mitteilung.

Frühwarnsystem vor Amokfahrten

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Lewentz hat zudem eine bundesweite Arbeitsgruppe zur Früherkennung solcher Gefahren angeregt. Es gehe darum, Anhaltspunkte für eine Planung und Vorbereitung von Amokfahrten und Anschlägen früher wahrzunehmen, sagte er. "Ich habe diese Thematik zur Erörterung der Innenministerkonferenz nächste Woche eingebracht." Lewentz erinnerte an vergleichbare Gewalttaten in Münster, Bottrop und Volkmarsen.

Vor diesem Hintergrund werde vermehrt hinterfragt, ob die Sicherheitsbehörden in der Lage sein müssten, Menschen mit einem erheblichen Gefahrenpotenzial frühzeitiger zu identifizieren. Gleichzeitig sollte laut Lewentz gesagt werden, dass "ein absoluter Schutz vor irrational handelnden Einzeltätern leider nicht möglich" sei. "So schwer es einem Innenminister fällt, so etwas sagen zu müssen."

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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