Panorama

Böse Überraschung für Alex JonesUS-Satiriker kaufen Verschwörungsportal "Infowars"

14.11.2024, 18:45 Uhr
00:00 / 03:11
467956570
Jones wurde wegen seiner falschen Behauptungen über das Massaker in der Sandy-Hook-Grundschule zu einer Zahlung von 1,5 Milliarden Dollar verurteilt. (Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Weil der Verschwörungstheoretiker Alex Jones insolvent ist, wird sein Online-Portal "Infowars" versteigert. Das US-Satiremagazin "The Onion" schlägt zu und nimmt direkt erste Amtshandlungen vor. Für die Betroffenen des Massakers an der Sandy-Hook-Grundschule ist das eine Genugtuung.

Die amerikanische Satire-Website "The Onion" landet einen Coup mit dem Kauf des Online-Portals "Infowars" des rechten Verschwörungstheoretikers Alex Jones. Es ist auch eine späte Genugtuung für Familien, die 2012 Kinder beim Amoklauf in der Sandy-Hook-Grundschule verloren haben. Jones hatte jahrelang behauptet, die Attacke sei mit Schauspielern inszeniert worden.

Die Familien zogen vor Gericht und setzten sich mit Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe durch. Das führte zu Jones' Insolvenz und der Versteigerung von "Infowars". Die Hinterbliebenen-Familien unterstützten die Übernahme. "Infowars" war die zentrale Geldquelle von Jones. Er verkaufte dort unter anderem dubiose Nahrungsergänzungsmittel. Außerdem verbreitete er über das Portal diverse Verschwörungstheorien und betrieb politische Meinungsmache. "Letzte Sendung jetzt live aus den Infowar-Studios", schrieb Jones auf X. "Sie sind im Gebäude. Ordnen Schließung ohne Zustimmung des Gerichts an."

Jones muss Milliardenstrafe zahlen

In der Grundschule Sandy Hook im Bundesstaat Connecticut hatte ein 20-Jähriger 20 Schulkinder und sechs Lehrer erschossen. Jones wurde wegen seiner falschen Behauptungen zur Zahlung von insgesamt rund 1,5 Milliarden US-Dollar (etwa 1,4 Milliarden Euro) Schadenersatz verurteilt. Jones beantragte im Jahr 2022 Insolvenz. "Die Auflösung des Vermögens von Alex Jones und das Ende von Infowars ist die Gerechtigkeit, auf die wir lange gewartet und für die wir gekämpft haben", sagte Robbie Parker, dessen Tochter Emilie damals getötet wurde, in einer von seinen Anwälten übermittelten Erklärung.

"The Onion" erwarb die Webseite, die Konten in sozialen Medien, das Studio in Austin in Texas, das Markenrecht und das Videoarchiv von "Inforwars". Wie viel das Magazin dafür auf den Tisch legte, blieb zunächst unklar. Jones kündigte an, er werde rechtlich dagegen vorgehen. Bei seiner Sendung am Morgen wirkte er sichtlich aufgebracht, steckte seinen Kopf zwischen seine Hände. Er hatte gehofft, dass möglicherweise einige seiner Unterstützer seine Plattform ersteigern und er seine Arbeit dort fortsetzen kann. Die versiegelten Gebote wurden am Mittwoch geöffnet.

"The Onion" hat eine lange Tradition als Satire-Publikation und gehört seit diesem Frühjahr dem Tech-Unternehmer Jeff Lawson. "The Onion" teilte mit, auf den Kanälen von "Infowars" werde es jetzt um die Verhinderung von Waffengewalt gehen. Das Portal solle im Januar als Parodie des bisherigen Portals neu aufgesetzt werden, sagte der Chef der "Onion"-Muttergesellschaft Global Tetrahedron der "New York Times". Dort werde man sich dann über Leute wie Jones lustig machen. Den Verkauf der Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel werde man aber sofort einstellen - und die Bestände zu einem einzelnen Multivitamin-Riegel einkochen, der möglicherweise Unsterblichkeit sichere, hieß es standesgemäß von der Satire-Website.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AP

VerschwörungstheorienUSARechtsextremismusInsolvenz