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50 Jahre unschuldig in Haft Afroamerikaner Jahrzehnte nach Todesurteil entschädigt

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Glynn Simmons wurde erst im vergangenen Jahr freigelassen.

Glynn Simmons wurde erst im vergangenen Jahr freigelassen.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

1975 wird ein 23-jähriger Afroamerikaner in Oklahoma wegen Mordes verurteilt. So lange wie kein anderer Häftling in der US-Geschichte sitzt er in Haft, ehe er im Alter von 71 Jahren freikommt. Die Stadt zahlt ihm eine millionenschwere Entschädigung.

Ein US-Gericht hat einem unschuldig wegen Mordes verurteilten Afroamerikaner nach fast 50 Jahren Haft eine Entschädigung in Höhe von mehr als sieben Millionen US-Dollar zugesprochen. Am Montag hatten die Verordneten der Stadt Edmond im Bundesstaat Oklahoma für einen entsprechenden Vergleich gestimmt, um Ansprüche von Glynn Simmons gegen die Stadt und einen Polizisten zu regeln, wie aus öffentlichen Dokumenten hervorgeht.

Simmons und ein weiterer Verdächtiger waren 1975 zum Tode verurteilt worden, weil sie angeblich im Jahr zuvor einen 30-jährigen Angestellten eines Spirituosengeschäfts bei einem Raubüberfall in Edmond ermordet hatten. Ihre Strafen wurden später in lebenslange Haft umgewandelt.

Die Verurteilung der beiden Männer basierte ausschließlich auf der Zeugenaussage einer Jugendlichen - die Angeklagten hatten vor Gericht ausgesagt, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes gar nicht in Oklahoma waren. Die Zeugin hatte die beiden Verdächtigen angeblich bei einer polizeilichen Gegenüberstellung erkannt. Eine spätere Untersuchung schürte jedoch erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Angaben.

Stadt schweigt, Verteidigung spricht von "Teilvergleich"

Während Simmons' Mitangeklagter 2008 aus dem Gefängnis entlassen wurde, kam Simmons erst im vergangenen Jahr frei - nach 48 Jahren und 18 Tagen hinter Gittern. Damit hat der mittlerweile 71-Jährige laut dem Nationalen Register für Freilassungen vor seiner Entlassung mehr Zeit im Gefängnis zugebracht als jeder andere Häftling in der US-Geschichte. Eine Bezirksrichterin hatte das Fehlurteil gegen ihn im Juli vergangenen Jahres aufgehoben. Im Dezember wurde er offiziell rehabilitiert.

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Ein Sprecher von Edmond lehnte eine Stellungnahme zu dem nun geschlossenen Vergleich auf Nachfrage ab. Die Anwälte von Simmons erklärten jedoch, die Zahlung stelle einen "Teilvergleich" seiner Klage "gegen die Städte und die Polizei dar, die Beweise gefälscht haben, um ihm einen Mord anzuhängen".

Ihr zu Unrecht verurteilter Mandant habe "eine tragische Zeitspanne im Gefängnis verbracht für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat", sagte seine Anwältin Elizabeth Wang. "Obwohl er diese Zeit nie wieder zurückbekommen wird, ermöglicht ihm dieser Vergleich mit Edmond, nach vorn zu schauen und zugleich seine Ansprüche gegen Oklahoma City und einen leitenden Polizeibeamten geltend zu machen."

Quelle: ntv.de, gri/AFP

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