Panorama

Überflutungen und Unfälle Unwetter sorgen zeitweise für "absolutes Chaos"

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In Bruchsal ist die Saalbach über die Ufer getreten, Straßenzüge sind überflutet.

In Bruchsal ist die Saalbach über die Ufer getreten, Straßenzüge sind überflutet.

(Foto: dpa)

Nach der Hitze fegen Unwetter über Teile Deutschlands hinweg. Betroffen sind zunächst vor allem Regionen im Süden und Westen, später dann auch im Norden des Landes. In Bayern bleibt ein Eurocity liegen, in Ostfriesland wird ein Pflegeheim evakuiert. In Baden-Württemberg steht eine Altstadt unter Wasser.

Heftige Unwetter mit Starkregen und Hagel haben Einsatzkräften in verschiedenen Teilen Deutschlands am Abend und in der Nacht viel abverlangt. Besonders betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern - und Baden-Württemberg, wo in Bruchsal ein Fluss über die Ufer trat und die Altstadt des Stadtteils Heidelsheim überflutet wurde. Zwischenzeitlich habe das Wasser bis zu 1,50 Meter hoch gestanden, teilte die örtliche Feuerwehr mit.

Nach Angaben der Hochwasserzentrale erreichte der Fluss Saalbach am Pegel Bruchsal gegen 2.30 Uhr mit gut 2,13 Metern den höchsten Stand und übertraf knapp die Marke für ein sogenanntes 100-jährliches Hochwasser von 2,10 Metern.

Auch in anderen Bundesländern meldeten die Einsatzkräfte vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Den Unwettern vorausgegangen war eine Hitzewelle, die mit bis zu 36,5 Grad am Dienstag im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler ihren Höhepunkt erreichte - nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes war es der bisher heißeste Tag des Jahres.

In Baden-Württemberg war vor allem der Landkreis Karlsruhe von heftigen Unwettern betroffen. Es herrsche "absolutes Chaos", Autos würden von Wassermassen weggespült, sagte ein Feuerwehrsprecher am Abend über die Lage in Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westlich von Karlsruhe. Die Hochwasserzentrale des Landes warnte, wegen lokal teils extrem heftigen Starkregens seien nicht nur in der Nacht, sondern auch im Verlauf des Mittwochs starke Anstiege der Wasserpegel an manchen Bächen und kleinen Flüssen möglich.

In Bruchsal wurde wegen der Hochwasserlage im Stadtteil Heidelsheim die Bevölkerung per Warn-App aufgefordert, Untergeschosse und Erdgeschosse in bestimmten Bereichen zu räumen und höhere Geschosse aufzusuchen. Zwei Helfer aus der Bevölkerung wurden laut Feuerwehrangaben verletzt - wie schwer, war zunächst unklar. Auch in der Kernstadt Bruchsal sei es zu Überflutungen gekommen, etwa von Unterführungen. An beiden Orten seien die Pegelstände aber wieder gesunken.

Die Karlsruher Polizei bat Menschen angesichts der Unwetterlage darum, auf nicht dringliche Fahrten zu verzichten. Der Kreisfeuerwehrverband des Landkreises teilte kurz vor Mitternacht mit, bis jetzt hätten die Feuerwehrleute mehr als 500 Einsätze abgearbeitet. Es seien mehrere Hundert Kräfte im Einsatz.

Umgestürzte Bäume behindern Bahnverkehr

In Bayern kollidierte ein Eurocity mit einem in den Gleisbereich gestürzten Baum und blieb liegen. Das berichtete ein Sprecher der Deutschen Bahn. Bei dem Vorfall nahe Bad Endorf im Landkreis Rosenheim seien rund 260 Menschen an Bord gewesen. Laut Bundespolizei gab es keine Verletzten. Der Streckenabschnitt zwischen Bad Endorf und Prien am Chiemsee war seit etwa kurz nach 19 Uhr nicht befahrbar. Mit einer Freigabe der Strecke sei in den Morgenstunden des Mittwochs zu rechnen, so die DB. Die Oberleitung sei beschädigt und müsse repariert werden. Die Passagiere seien mit Kleinbussen nach Prien gebracht worden. Fernverkehrszüge wendeten oder beendeten ihre Fahrt vorzeitig.

Auch in NRW landete am Abend ein umgestürzter Baum auf den Gleisen und beendete die Fahrt von 80 Passagieren einer S-Bahn bei Hennef, wie ein Sprecher der Bahn sagte. Die Reisenden seien in einen anderen Zug umgestiegen.

Im niedersächsischen Landkreis Ammerland beschädigte ein umgestürzter Baum eine Oberleitung, der Zugverkehr am Bahnhof Augustfehn in Apen kam daraufhin komplett zum Erliegen. Ein Personenzug, der sich auf der Strecke befand, wurde gestoppt. Inzwischen hätten die circa 120 bis 130 Passagiere den Zug verlassen können, teilte die Feuerwehr weiter mit.

Bewohner müssen Pflegeheim verlassen

Auch in Ostfriesland führten heftige Regenfälle zu Hunderten Feuerwehreinsätzen. Betroffen gewesen sei vor allem die Stadt Aurich, sagte ein Sprecher der Einsatzzentrale in Wittmund. Aus einem Pflegeheim mussten rund 25 Bewohnerinnen und Bewohner abends in eine Sporthalle gebracht werden. In dem Heim hatten sich Deckenplatten gelöst. Wie lange die Menschen in der Sporthalle verbringen müssen, ist offen. Das Deutsche Rote Kreuz versorge die Bewohner, hieß es. In einem Auricher Krankenhaus arbeiteten Kräfte mehrerer Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks daran, eine Evakuierung zu verhindern.

Auch in Nordrhein-Westfalen hatten die Unwetter Folgen. "Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind im Einsatz", sagte ein Sprecher der Duisburger Feuerwehr am Dienstagabend. Fast das ganze Stadtgebiet sei betroffen. Ganz klarer Schwerpunkt der Einsätze seien Probleme mit Wasser - Überflutungen in Kellern und Unterführungen. Die Polizei berichtete zudem von mehreren überfluteten Stellen auf der Autobahn 59 und Autobahn 42 in der Nähe von Duisburg und warnte vor Aquaplaning.

In Bayern kam es auf der A9 im Landkreis Eichstätt zu einem schweren Unfall wegen Starkregens. Nach ersten Kenntnissen der Polizei hatte ein Autofahrer wetterbedingt die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war mit einem weiteren Wagen kollidiert. Die beiden Fahrzeuge überschlugen sich. Die Fahrerin des zweiten Autos kam mit leichten Verletzungen davon, der andere Fahrer und eine weitere Insassin seines Wagens wurden laut Polizei mittelschwer verletzt. Die A9 war kurzzeitig komplett gesperrt, ist inzwischen aber wieder befahrbar.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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