Panorama

Diskussion um Impfstoff-Einsatz WHO empfiehlt Astrazeneca auch für Ältere

Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Impfstoff gegen schwere Verläufe von Covid-19 nicht schütze.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Impfstoff gegen schwere Verläufe von Covid-19 nicht schütze.

(Foto: imago images/Pixsell)

Der Corona-Impfstoff des Pharmakonzerns Astrazeneca ist in Deutschland nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen. Die WHO hält diese Beschränkung jedoch nicht für nötig, wie die Experten nun erklären. Außerdem sei der Einsatz des Vakzins auch in Gegenden sinnvoll, in denen Mutationen auftreten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt den Corona-Impfstoff des Pharmakonzerns Astrazeneca auch für Menschen über 65 Jahren. Unter Berücksichtigung der derzeitigen Datenlage empfehle die WHO den Impfstoff "für den Einsatz bei Personen im Alter von 65 Jahren und älter", erklärte das Expertenkomitee für Immunisierungen.

In Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern ist das mit der Universität Oxford entwickelte Vakzin nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen. Die zuständigen Aufsichtsbehörden verweisen darauf, dass belastbare Daten für die Wirksamkeit des Impfstoffs bei älteren Menschen fehlten. Zudem könne das Vakzin auch in Gegenden eingesetzt werden, in denen Corona-Mutanten aufgetreten sind. Südafrika verschob zuletzt seine Impfkampagne, da einer Studie zufolge das Vakzin von Astrazeneca nicht umfassend gegen die in Südafrika entdeckte Corona-Mutante wirksam ist. Das Land will nun stattdessen den Corona-Impfstoff des US-Unternehmens Johnson & Johnson einsetzen.

Die Studien aus Südafrika zeigten zwar deutlich weniger Wirksamkeit, um relativ milde Krankheitssymptome zu verhindern, sagte Alejandro Cravioto, der Vorsitzende eines Expertenrats, der die WHO berät. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass der Impfstoff gegen schwere Verläufe von Covid-19 nicht schütze. Selbst dort, wo die Virusvariante vorkomme, gebe es deshalb keinen Grund, den Impfstoff nicht einzusetzen, sagte Cravioto.

Die WHO schloss sich der Empfehlung an. Der Unabhängige Expertenrat zu Impfungen (SAGE) besteht aus 26 Wissenschaftlern. Er prüft Studien und Angaben zu allen Impfstoffen und gibt dann eine Empfehlung ab, ob und wie diese eingesetzt werden sollen. Für die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gibt es bereits eine Empfehlung. Die WHO-Impfspezialistin Kate O'Brien sagte, es sei bei allen Impfstoffen üblich, dass die Wirksamkeit bei relativ milden Krankheitsverläufen weniger deutlich sei als bei schweren Verläufen. "Es ist plausibel zu erwarten, dass dieser Impfstoff gegen schwere Krankheitsverläufe wirksam ist", sagte sie. Zudem sei die für eine Immunantwort wichtige Reaktion der T-Zellen stark.

Regeln gelten für Geimpfte weiter

O'Brien betonte, dass alle Geimpften - unabhängig davon, welcher Stoff ihnen verabreicht wurde - weiterhin alle Corona-Regeln umsetzen müssten, also auch Abstand halten und Maske tragen. Dies sei wichtig, weil man nach einer Impfung zwar selbst ein geringeres Risiko schwerer Krankheitsverläufe habe, andere aber wahrscheinlich weiter anstecken könne.

Die WHO hat bislang nur dem Impfstoff von Biontech und Pfizer eine Notfallzulassung erteilt. Das ist Voraussetzung für den Ankauf und Einsatz von Impfstoffen durch UN-Organisationen. Viele Länder, die keine eigenen Kapazitäten zur Beurteilung von Impfstoffen haben, nehmen dies als Grundlage für ihre eigene Entscheidung. In Europa ist die Europäische Arzneimittel-Agentur für die Prüfung zuständig. Sie berät die EU-Kommission, die über eine Zulassung entscheidet. Sie hat bislang drei Corona-Impfstoffe genehmigt: die von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca.

Quelle: ntv.de, hek/dpa/AFP

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