Feuer in Naturgebieten in EuropaWind verschlimmert Waldbrände

Deutschland und seine Nachbarländer haben mit den Auswirkungen des trockenen Winters zu kämpfen. Vielerorts halten Waldbrände die Feuerwehr derzeit in Atem, die extreme Dürre begünstigt die Brände. Die Zustände seien "ein eindeutiges Warnsignal", sagen Fachleute.
Gerade als die Feuerwehrleute nach tagelangem Einsatz die Brände in Wald, Moor oder Heide endlich unter Kontrolle bekommen, facht frischer Wind die Glut und Flammen wieder an. In etlichen Naturgebieten in Deutschland, aber auch den Niederlanden, Belgien und Polen gehen die Löscharbeiten unter schwierigen Bedingungen weiter. Obwohl der Hochsommer noch weit entfernt ist, hat sich die Waldbrandgefahr nach längerer extremer Trockenheit bereits sehr erhöht. Naturschützer und Brandexperten fordern ein Umdenken im Forstbetrieb.
Im polnischen Biebrza-Nationalpark gelang es Einsatzkräften, den dortigen Waldbrand einzudämmen. Das Feuer sei eingegrenzt, aber noch nicht endgültig gelöscht, sagte Polens Präsident Andrzej Duda am Abend nach einem Treffen mit dem Innenminister und dem Chef der Berufsfeuerwehr. Es seien 500 Brandbekämpfer im Einsatz, darunter 300 Feuerwehrleute sowie Soldaten, Angestellte des Nationalparks und Forstarbeiter. Das am Sonntag ausgebrochene Feuer hat nach Angaben des Innenministeriums zwischenzeitlich eine Fläche von rund 6000 Hektar erfasst, das entspricht etwa zehn Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks.
Das Umweltministerium vermutet, dass das Feuer von Bauern gelegt wurde, die illegal Gras auf den Wiesen verbrannten. Die Lage sei durch starken Wind und Dürre noch verschlimmert worden. Wie Deutschland hat auch Polen nach einem Winter mit wenig Niederschlag mit der Trockenheit und ihren Folgen zu kämpfen.
Wasservögel vom Aussterben bedroht
"Es ist eine große Tragödie. Normalerweise steht hier zu dieser Jahreszeit alles unter Wasser", sagte eine Anwohnerin. Die Feuerwehr kämpfe "wirklich hart, sie haben drei Nächte lang nicht geschlafen und nur die Brände bekämpft, bevor Hilfe kam", sagte die 56-jährige Lehrerin und Umweltaktivistin aus dem Dorf Wolka Piaseczna. Seit Mittwoch würden die örtlichen Feuerwehrleute von Kollegen aus den umliegenden Städten sowie mit Löschflugzeugen und Hubschraubern aus der Luft unterstützt.
Der Biebrza-Nationalpark ist eines der größten Sumpfgebiete in Europa. Er ist unter anderem Heimat für Elche, Biber, Wölfe und einzigartige Vögel. "Für einige Wasservögel gehören die Sümpfe von Biebrza zu den letzten Zufluchtsorten für das Überleben ihrer Population in Mitteleuropa", heißt es auf der Webseite des Parks.
Im niederländischen Herkenbosch kam die erlösende Nachricht unterdessen am Nachmittag: Zwei Nächte lang hatten die über 4000 Einwohner des wegen massiven Rauchs evakuierten Ortes an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen bei Bekannten oder in Notunterkünften verbringen müssen. Nun dürfen sie in ihre Wohnungen zurück, wie Bürgermeisterin Monique de Boer-Beerta auf einer Pressekonferenz verkündet. Das Feuer im Nationalpark De Meinweg sei unter Kontrolle und die Rauchbelastung habe stark abgenommen.
Wiederherstellung "wird Jahrzehnte dauern"
Draußen aber rollen weiter Feuerwehrwagen, und Löschhubschrauber sind in der Luft. In der Grenzregion brennen seit Montagmittag die Heide und der Wald, auf nordrhein-westfälischer Seite im Kreis Viersen fachte Wind am Donnerstag die Glutnester wieder an. "Leider hat der Wind auch auf Südost gedreht und treibt die Flammen auf die Grenze zu", sagte Brandmeister Rainer Höckels laut Mitteilung des Kreises Viersen. Niederländische und deutsche Feuerwehren unterstützen einander bei dem Einsatz bereits seit Tagen mit Mann und Material.
Auch an anderen Stellen in den Niederlanden hielten Brände in Naturgebieten die Feuerwehr in Atem. Ein großer Moorbrand wütete im schwer zugänglichen Deurnese Peel westlich der Grenzstadt Venlo, wo 800 Hektar Fläche betroffen waren. Und auch im angrenzenden Belgien hat ein Waldbrand große Teile eines Naturschutzgebiets zerstört. Von dem Brand seien 167 Hektar eines Torfmoors in der Gemeinde Oud-Turnhout nahe der niederländischen Grenze betroffen, sagte Bürgermeister Bob Coppens der Nachrichtenagentur Belga. "Es wird Jahrzehnte dauern, bis alles wiederhergestellt ist."
Auch in einigen Teilen Deutschlands wurden Brände gemeldet - etwa aus dem Wilden Moor bei Rendsburg in Schleswig-Holstein, aus Thüringen und einem Wald in Nürnberg. Im Nordosten des Landes im Bereich des östlichen Niedersachsen bis nach Brandenburg sowie im Süden und Südwesten herrscht nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr. In den vergangenen Tagen brannten vor allem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen viele Flächen.
"Die derzeit in Deutschland auftretenden Brände sind ein eindeutiges Warnsignal und zeigen uns, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt", sagte unterdessen der Präsident der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb), Dirk Aschenbrenner. Es müssten mehr Mischwälder gepflanzt, Wege gepflegt und Schneisen vorbereitet werden. Auch der World Wide Fund For Nature (WWF) empfahl, stärker auf Mischwälder zu setzen. "Laubbäume erhöhen den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen somit auch Bränden vor", sagte WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich. Die Naturschützer fordern außerdem, Entwässerungsgräben zurückzubauen und den Böden so weniger Flüssigkeit zu entziehen.