Panorama

Zwei Menschen sterbenWinter nimmt Flensburg in die Zange

01.03.2018, 13:37 Uhr
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Um Flensburg ist auch das THW im Einsatz,. (Foto: dpa)

Schneeverwehungen und eisige Temperaturen: Im Norden Schleswig-Holsteins schlägt der Winter nochmals ordentlich zu. In Deutschland fallen zwei Menschen der kalten Witterung zum Opfer. Aber auch in anderen Ländern Europas ist es bitterkalt.

Ein Schneechaos im Norden Schleswig-Holsteins hat vielerorts für massive Verkehrsbehinderungen gesorgt - und vielen Schülern Unterrichtsausfall beschert. Besonders im Großraum Flensburg sowie rund um Niebüll sorgten Schneeverwehungen von zum Teil über einem Meter dafür, dass Straßen nicht befahrbar waren, auch nicht für zahlreiche Schul- und Linienbusse. Auch die britischen Inseln sind weiter fest im Griff des Winters. Dort wird zudem weiterer Schnee erwartet.

In Deutschlands Norden sind Autozüge zwischen Niebüll und Sylt ausgefallen. Räumfahrzeuge waren in der Region im nächtlichen Dauereinsatz. Viele Autos rutschten in Gräben oder blieben in Schneewehen stecken. Die Polizei zählte mehr als 50 Autos, die sich festgefahren hatten. Im Einsatz waren laut NDR neben den Feuerwehren auch das Technische Hilfswerk. Der Elbe-Lübeck-Kanal ist wegen zu viel Eis gesperrt. An einigen Häfen und Schleusen sind Eisbrecher im Einsatz.

Ähnlich sieht es in manchen Stellen in Mecklenburg-Vorpommern aus. In den Boddengewässern vor Greifswald hat sich inzwischen eine zentimeterdicke Eisdecke gebildet. Mancherorts haben die Behörden inzwischen ein Nachtfahrtverbot für die Schifffahrt verhängt. Laut NDR beobachten Ornithologen inzwischen, dass einige Kraniche aus der Region um Stralsund doch noch den Weg Richtung Süden angetreten haben.

Zwei Menschen fielen der kalten Witterung zum Opfer: Im thüringischen Erfurt wurde ein Obdachloser in einem leerstehenden Haus nahe dem Hauptbahnhof gefunden, der vermutlich erfroren war. Die Ermittlungen zu den genauen Todesumständen des 44-Jährigen dauerten noch an. In Paderborn in Nordrhein-Westfalen starb eine 44-jährige Frau nach einem Sturz in den eiskalten Fluss Alme. Nach einer europaweiten Zählung stieg die Zahl der Kältetoten seit Freitag auf mindestens 54, darunter zahlreiche Obdachlose.

Höchste Warnstufen in Großbritannien

In Großbritannien und Irland haben Schnee, Eis und starke Winde den dritten Tag in Folge erhebliche Verkehrsbehinderungen verursacht. Vor allem in Schottland stand das öffentliche Leben in weiten Teilen still, nachdem der britische Wetterdienst die höchste Warnstufe für Schneefall ausgegeben hatte. Auch der irische Wetterdienst warnte mit der höchsten Stufe vor schwierigen Wetterbedingungen im ganzen Land. Die Polizei rief Menschen in beiden Ländern dazu auf, nicht zu reisen. Hunderte Schulen blieben geschlossen. Die irische Börse schloss am Donnerstag früher und will am Freitag ganz geschlossen bleiben.

In Großbritannien mussten viele Straßen gesperrt werden. Teilweise mussten Autofahrer die Nacht in ihren Fahrzeugen verbringen. Viele Züge im ganzen Land fielen aus. Auch der Flugverkehr war erheblich gestört. Die Flughäfen in Glasgow und Edinburgh waren am Donnerstagvormittag geschlossen. Auch am Flughafen London Gatwick kam es zu vielen Verspätungen und Ausfällen.

Und Besserung ist kaum in Sicht: Der Wetterdienst warnte für Donnerstag und Freitag vor heftigem Schneefall und Regen und überfrierender Nässe in Wales und Südwestengland und rief auch dort die höchste Warnstufe aus.

Acht Tote in Tschechien

In Tschechien hat der Dauerfrost der vergangenen Tage inzwischen mindestens acht Menschen das Leben gekostet. Auch in der Nacht fielen die Temperaturen mancherorts wieder bis auf Werte unter minus 20 Grad Celsius. Die meisten der Kälteopfer waren Obdachlose. Die Heilsarmee lobte eine "gewaltige Welle der Solidarität". Nach einem Bericht der Prager Zeitung "Pravo" lehnen es viele Obdachlose ab, eine Notunterkunft aufzusuchen - zum Beispiel, weil dort keine Hunde, aber auch kein Alkohol erlaubt sind.

Besonders tragisch war der Fall eines älteren Seniorenehepaars im Osten des Landes, das auf dem Nachhauseweg nach einer Feier erfror. Der 67-jährige Mann und die vier Jahre jüngere Frau hatten die drei Kilometer lange Strecke zu ihrem abgelegenen Haus zu Fuß gehen wollen. Die Polizei fand keine Hinweise auf eine Gewalttat. Der tschechische Wetterdienst hat noch bis zum Wochenende eine Unwetterwarnung vor extrem starkem Frost herausgegeben.

Quelle: jwu/dpa/AFP

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