Panorama

Angebliche Kindesentführung Wütende Türken töten Mann auf Straße

Lynchjustiz in Istanbul: Polizisten befreiten den Mann aus den Händen der Angreifer, er starb jedoch auf dem Weg ins Krankenhaus. (Archivbild)

Lynchjustiz in Istanbul: Polizisten befreiten den Mann aus den Händen der Angreifer, er starb jedoch auf dem Weg ins Krankenhaus. (Archivbild)

(Foto: REUTERS)

Ein Fall von Lynchjustiz in der Türkei sorgt über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen. In Istanbul prügeln Passanten auf einen Mann ein, der versucht haben soll, ein kleines Mädchen zu entführen. Der Verdächtige stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus.

Eine aufgebrachte Menschenmenge hat in Istanbul auf offener Straße einen Mann getötet. Augenzeugen zufolge soll der Mann versucht haben, am späten Donnerstagabend im Stadtteil Maltepe ein sechsjähriges Mädchen zu entführen, wie die staatliche Nachrichtenagentur DHA berichtete. Daraufhin habe sich eine ganze Gruppe von Anwohnern auf ihn gestürzt und "lange Zeit" auf ihn eingeprügelt.

Polizisten befreiten den Mann, er starb auf dem Weg in ein Krankenhaus der türkischen Großstadt. Auf Videoaufnahmen vom Abend ist zu sehen, wie wütende Männer versuchen, den angeblichen Täter noch aus den Händen der Polizisten zu reißen.

Selbstjustiz ist in der Türkei keine Seltenheit. Viele Menschen in der Türkei sind derzeit besonders sensibel, was möglichen Kindesmissbrauch oder Entführungen angeht, denn seit Monaten laufen in den Medien besonders viele Berichte über verschwundene und ermordete Kinder. Es ist allerdings nicht klar, ob die Zahl der Fälle gewachsen ist oder ob sich nur der Fokus der Berichterstattung verändert hat.

In einer Analyse der Online-Plattform "Al-Monitor" zum Thema aus dem Juli heißt es, dass in der Türkei "Nachrichten über soziale Probleme" mehr Gewicht bekämen, weil sie politisch wenig riskant seien. Die Regierung hat türkische Medien nach dem Putschversuch von 2016 weitgehend auf Linie gebracht. Kritische Stimmen werden verfolgt, wie Menschenrechtsaktivisten kritisieren. Die jüngsten Missbrauchs- und Entführungsfälle haben in der Bevölkerung Rufe nach der Todesstrafe wieder laut werden lassen.

Quelle: ntv.de, lri/dpa

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