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Auch Schweigen polarisiere ZdK-Chefin Stetter-Karp kritisiert Papst wegen LGBTQ-Aussage

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"Es sind eben nicht alle Fragen in Rom zu entscheiden, manches kann auch innerhalb von Deutschland verändert werden," so Stetter-Karp.

"Es sind eben nicht alle Fragen in Rom zu entscheiden, manches kann auch innerhalb von Deutschland verändert werden," so Stetter-Karp.

(Foto: picture alliance / epd-bild)

Der neue Papst Leo XIV. stößt mit zurückhaltenden Äußerungen zu LGBTQ-Fragen auf Kritik. Die Präsidentin der katholischen Laien fordert konkrete Reformen, um Diskriminierung in der Kirche zu beenden. Doch viele Bischöfe verweigern klare Positionen.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat Äußerungen des neuen Papstes Leo XIV. zu Geschlechter- und Sexualitätsfragen kritisch kommentiert. Der Papst hatte erstmals seit seiner Wahl im Mai ein größeres Interview gegeben. Darin sagte er Medienberichten zufolge, jedes Thema, das mit LGBTQ-Fragen zu tun habe, sei "höchst polarisierend". Er selbst bemühe sich, "die Polarisierung in der Kirche nicht weiter zu verstärken".

Die Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer. In der katholischen Kirche gilt Homosexualität traditionell als Sünde.

Stetter Karp sagte dazu, es sei gleichermaßen polarisierend, das Thema der Diskriminierung von Menschen aus der LGBTQ-Community in der Kirche auszuklammern. "Die Frage ist am Ende, ob wir Menschen weiter diskriminieren und sie lediglich auf sehr abstrakte Weise in allgemeinen Formulierungen anerkennen oder ob wir das konkret unterlegen etwa durch Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare", sagte Stetter-Karp. Das ZdK vertritt die sogenannten Laien (Nicht-Kleriker), also die praktizierenden Katholiken in den Gemeinden.

Viele engagierte Gemeindemitglieder wenden sich ab

Stetter-Karp sagte, der neue Papst versuche derzeit, mit allen im Gespräch zu bleiben und alle brisanten Fragen offen zu halten. "Damit erweist er sich als Brückenbauer im Inneren, doch zugleich ist der Reformdruck riesengroß. Die Zeit drängt, denn schon jetzt wenden sich viele engagierte Gemeindemitglieder ab." Umfragen hätten vielfach gezeigt, dass etwa die überwältigende Mehrheit der deutschen Katholikinnen nicht mehr bereit sei, ihren Ausschluss von allen Weiheämtern hinzunehmen.

Mit Blick auf die in Fulda beginnende Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mahnte Stetter-Karp zu einer Umsetzung der für die deutsche Kirche bereits beschlossenen Reformen. "Wir müssen alle Möglichkeiten, die in der Kirche vorhanden sind, nutzen. Es sind eben nicht alle Fragen in Rom zu entscheiden, manches kann auch innerhalb von Deutschland verändert werden."

Dazu gehörten unter anderem die schon beschlossenen Segensfeiern für homosexuelle Paare. Obwohl die Bischofskonferenz dazu eine offizielle Handreichung veröffentlicht habe, würden diese bisher nur in weniger als der Hälfte der 27 deutschen Bistümer praktiziert, kritisierte Stetter-Karp. Was die Frauenfrage betreffe, so gebe es einzelne Bistümer, in denen Frauen schon viele Jahre auch in Messen predigen dürften.

Reformer, Verweigerer - und viele Unentschlossene

Der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, hatte in der vergangenen Woche zur Abschaffung des Pflichtzölibats - der verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester - aufgerufen. Das zeige deutlich, dass einige Bischöfe verstanden hätten, dass sich dringend etwas ändern müsse, so Stetter-Karp. Zu dieser Reformer-Gruppe gehöre definitiv auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing. "Er und andere haben sich auch unterstützend zur Priesterweihe für Frauen ausgesprochen - das ist neu, das gab es vor zwei Jahren noch nicht", sagte Stetter-Karp.

Wahr sei aber auch, dass die Verweigerer unter den deutschen Bischöfen laut seien und viel mediale Aufmerksamkeit bekämen. Dazwischen stehe die große Gruppe der Unentschlossenen. "Sie warten ab, welche Signale nun aus Rom kommen. Da gibt es auch Bischöfe, die sich wegducken, die sich etwa zu wichtigen Sitzungen entschuldigen lassen, offenbar um sich erst gar nicht positionieren zu müssen. Dabei ist es gerade jetzt zentral wichtig, dass Bischöfe öffentlich und sichtbar für die Beschlüsse des Synodalen Weges einstehen." Der Synodale Weg ist ein vor sechs Jahren eingeleiteter Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland.

Quelle: ntv.de, mbr/dpa

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