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54 Afghanen grundlos getötet?Zeuge wirft britischen SAS-Soldaten Kriegsverbrechen vor

01.12.2025, 16:24 Uhr
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"Außergerichtlichen Hinrichtungen" während des Afghanistankrieges waren dem Soldat zufolge nicht nur durch wenige Soldaten verübt worden. (Foto: picture alliance / empics)

2022 berichtet die BBC über mögliche Kriegsverbrechen der britischen SAS-Spezialkräfte im Afghanistan-Krieg. Eine Kommission untersucht daraufhin den Tod dutzender afghanischer Zivilisten. Nun belastet ein ehemaliger Offizier die Truppe schwer.

Mehrere Mitglieder der Spezialkräfte der britischen Armee haben während ihres Afghanistan-Einsatzes einer Zeugenaussage zufolge versucht, mögliche Kriegsverbrechen an Zivilisten zu vertuschen. Ein ehemaliger hochrangiger Offizier des Special Air Service (SAS) beschuldigte zwei ehemalige Leiter und weitere Mitglieder der Einheit, wie aus seiner veröffentlichten Aussage vor einer richterlichen Untersuchungskommission hervorging. Die Vorwürfe betreffen den Zeitraum 2010 bis 2013.

Er sei "zutiefst beunruhigt" gewesen, denn er habe den starken Verdacht gehabt, dass Unschuldige getötet wurden, sagte der Offizier vor der Untersuchungskommission. Er sei zu dem Schluss gelangt, dass diese "außergerichtlichen Hinrichtungen" nicht nur durch wenige Soldaten oder eine einzige Einheit verübt worden seien, "sondern potenziell weiter verbreitet sein könnten". Seine Vorgesetzten hätten jedoch verhindert, dass dem Verdacht nachgegangen wurde, schilderte der Offizier weiter. Schließlich habe er nicht mehr daran geglaubt, dass sie die Vorfälle an die Ermittler der Militärpolizei weitergeben würden.

Bereits 2011 seien erste Verdachtsfälle zu möglichen Kriegsverbrechen an den damaligen SAS-Kommandeur übermittelt worden. Er schilderte einen nächtlichen Einsatz, bei dem die Soldaten neun Afghanen erschossen, aber lediglich drei Waffen sicherstellten. Zudem hätten Soldaten während Trainingseinheiten über begangene und unrechtmäßige Tötungen geprahlt. Sein Vorgesetzter sei seinen Meldungen jedoch nicht nachgegangen, sagte der Zeuge weiter. Auch der folgende SAS-Leiter, der sein Amt 2012 antrat, habe nichts unternommen.

Unbewaffnet und im Liegen getötet

Der Zeuge ist der bisher ranghöchste ehemalige SAS-Offizier, der von vertuschten Verdachtsfällen berichtet. Die richterliche Untersuchungskommission überwacht Ermittlungen durch die Militärpolizei zu den Vorwürfen gegen die SAS. Die Untersuchungen waren eingeleitet worden, nachdem der britische Rundfunk BBC 2022 berichtet hatte, SAS-Verbände hätten in der südafghanischen Provinz Helmand mindestens 54 Afghanen, darunter Kinder, unter verdächtigen Umständen getötet.

Dem Bericht zufolge hätten ballistische Untersuchungen von Einschlaglöchern in Häuserwänden nahegelegt, dass mehrere Personen bei einem Einsatz im Liegen getötet worden waren und der im SAS-Bericht geschilderte Verlauf über ein Feuergefecht aufgrund mangelnder Waffenfunde unwahrscheinlich sei. Neben dem Bericht hatten auch zahlreiche Familien die hoch angesehenen britischen Spezialkräfte beschuldigt, Zivilisten ermordet zu haben.

Quelle: ntv.de, gri/AFP

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