Stichwahl in zwei Wochen AfD-Kandidat bei Landratswahl in Thüringen vorn
11.06.2023, 19:50 Uhr Artikel anhören
Wird in Sonnenberg der erste AfD-Landrat Deutschlands gewählt?
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Für die AfD ist es ein Triumph: Ihr Kandidat bei der Landratswahl im südthüringischen Kreis Sonneberg erhält 46,7 Prozent der Stimmen. Damit liegt er 11 Prozent vor dem CDU-Kandidaten Köpper. In einer Stichwahl in zwei Wochen entscheidet sich, ob Deutschland erstmals einen AfD-Landrat bekommt.
Nach der Landratswahl im südthüringischen Kreis Sonneberg gehen die Kandidaten von CDU und AfD in eine Stichwahl. Der AfD-Politiker Robert Sesselmann erhielt nach Auszählung aller Stimmbezirke am Sonntag 46,7 Prozent der Stimmen und lag damit vor dem CDU-Kandidaten Jürgen Köpper, wie aus Daten des Landeswahlleiters hervorging. Köpper erreichte nach vorläufigem Ergebnis 35,7 Prozent.
Die Stichwahl ist in zwei Wochen für den 25. Juni geplant. Die Landratswahl im Kreis Sonneberg wurde außerplanmäßig nötig, weil der 2018 gewählte parteilose Landrat Hans-Peter Schmitz aufgrund einer langwierigen Erkrankung in den Ruhestand versetzt wurde.
Sesselmann ist AfD-Abgeordneter im Thüringer Landtag. Es ist bereits sein zweiter Anlauf auf den Chefposten im Sonneberger Landratsamt. Im Jahr 2018 landete er auf dem dritten Platz - und schaffte es damals knapp nicht in die Stichwahl. Sollte Sesselmann in zwei Wochen bei der Stichwahl gewinnen, wäre er der erste AfD-Landrat in Deutschland.
Die Thüringer AfD mit ihrem Landespartei- und Fraktionschef Björn Höcke wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft und beobachtet. Der CDU-Politiker Jürgen Köpper ist seit März Interimslandrat, führt die Geschäfte im Landkreis aber schon länger. Zwei weitere Kandidatinnen, die von Linken und Grünen unterstützte Grüne Nancy Schwalbach und Anja Schönheit von der SPD, schafften es nicht in die Stichwahl.
Nach dem Wahlerfolg der AfD zeigte sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow von den Linken enttäuscht über die Wahlbeteiligung. "Es ist ein ernstes Problem, dass die Polarisierung in der Gesellschaft dazu führt, dass ein Teil der Wählerinnen und Wähler denkt, es ist nicht mehr für sie relevant", sagte Ramelow.
Mit Blick auf die Stichwahl rief der Ministerpräsident dazu auf, dass sich nun Demokraten versammeln und sich auch lokale, exportorientierte Firmen zu Wort melden sollten. Sesselmann habe im Wahlkampf Themen bedient, die gar nicht auf Landkreisebene entschieden würden. Die Region im Landkreis Sonneberg gehöre zu den wirtschaftlich starken in Thüringen, so Ramelow. Es sei ein Problem, wenn nun von dieser Region das Signal ausgehen würde, dass internationale Fachkräfte nicht mehr willkommen seien.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa