Programmdebatte in Magdeburg AfD erstmals seit März wieder schwächer
06.08.2023, 07:29 Uhr Artikel anhören
Die AfD lehnt die EU in ihrer jetzigen Struktur ab.
(Foto: dpa)
Monatelang legt die AfD in den Umfragen immer weiter zu. Doch im jüngsten Sonntagstrend gibt es keinen neuen Rekordwert, stattdessen verliert die rechte Partei erstmals wieder an Zustimmung.
Erstmals seit mehr als vier Monaten sind dem Forschungsinstitut Insa zufolge die Umfragewerte der AfD rückläufig. Im Sonntagstrend komme die rechte Partei aktuell auf 21 Prozent und damit einen Punkt weniger als in der Vorwoche, berichtete "Bild am Sonntag" unter Berufung auf die Erhebung. CDU/CSU sowie SPD würden hingegen jeweils einen Punkt zulegen auf 27 beziehungsweise 19 Prozent. Die Grünen blieben bei 14 Prozent, die FDP bei sieben und die Linke bei fünf Prozent.
Die AfD berät am Sonntag nach Abschluss ihrer Kandidatenkür für die Europawahl 2024 in Magdeburg über ihr Wahlprogramm. Zur Debatte steht ein Entwurf, der die "geordnete Auflösung der EU" sowie ein Ende des Euro fordert. Einige Delegierte bei der Europawahlversammlung plädierten auch für einen deutschen Austritt der Europäischen Union, den sogenannten Dexit.
Laut Parteichef Tino Chrupalla wird ein Kompromiss gesucht. "Insgesamt wollen wir natürlich die Formulierung reinbekommen, dass wir einen Neustart dieser EU wollen", sagte Chrupalla. Reformen habe die AfD bereits vor fünf Jahren gefordert. Es sei jedoch nichts passiert. "Wenn das nicht möglich ist, muss es möglich sein, auch als Nationalstaat zu sagen: Es reicht." Aus Sicht der AfD soll an die Stelle der EU "ein Bund europäischer Nationen" treten. Freihandel, Zollunion und eine europäische Sicherheitsarchitektur seien weiter gewünscht. Seit langem fordert die AfD eine deutsche Abkehr vom Euro und die Rückkehr zur D-Mark. Nach Einschätzung von Experten würde dies eine Wirtschafts-, Finanz- und Bankenkrise für Deutschland und die übrigen Länder der Währungsunion auslösen.
Langwierige Kandidatensuche
Ein deutscher EU-Austritt wäre womöglich ein Ende der Gemeinschaft in bisheriger Form. Umfragen zufolge ist eine große Mehrheit in Deutschland dagegen. Wie eine "geordnete Auflösung" der EU aussehen könnte, ist unklar. Die AfD wendet sich im Entwurf ihres Wahlprogramms auch gegen Klimaschutzmaßnahmen und spricht von einer "Klimahysterie".
Am vergangenen Wochenende und an diesem Freitag und Samstag hatte die AfD in einem sehr langwierigen Prozess ihre Kandidaten für die Europawahl im kommenden Jahr bestimmt. Angesichts hoher Umfragewerte erweiterte sie ihre Liste auf 35 Plätze, die nach stundenlangen Vorstellungs- und Abstimmungsrunden besetzt wurden. Das letzte Ergebnis der Stichwahl um Platz 35 stand am Samstag nach über 14-stündiger Sitzung fest. In den Vorstellungsrunden fanden sowohl die Auflösung der EU als auch der Dexit durchaus Unterstützung.
Die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte Partei hatte am vergangenen Wochenende mit der Kandidatenaufstellung begonnen. Spitzenkandidat wurde der Europaabgeordnete Maximilian Krah, der auch intern umstritten ist.
Quelle: ntv.de, sba/dpa