Erste Umfrage seit Flugblattzoff Aiwangers Freie Wähler legen massiv zu
05.09.2023, 23:40 Uhr Artikel anhören
Am 8. Oktober wird in Bayern gewählt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Affäre um ein Holocaust-Flugblatt aus Schülerzeiten kostet den Chef der Freien Wähler fast das Amt. Allerdings scheinen die Wahlberechtigten in Bayern die Angelegenheit anders zu bewerten: In der ersten Umfrage seit dem Skandal legt Aiwangers Partei um vier Prozentpunkte zu und überholt die AfD.
In der ersten Umfrage seit Bekanntwerden der Flugblatt-Affäre um Bayerns stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger hat dessen Partei, die Freien Wähler, deutlich zugelegt. In der am Abend veröffentlichten Erhebung des Instituts Insa für die "Bild"-Zeitung verbuchen die Freien Wähler ein Plus von vier Prozentpunkten und kommen auf 15 Prozent.
Die CSU von Ministerpräsident Markus Söder liegt der Umfrage zufolge bei 37 Prozent und büßt damit einen Punkt gegenüber der Insa-Umfrage von Ende Juli ein. Auch die Grünen verschlechtern sich demnach um einen Punkt auf 14 Prozent. Die Partei liegt damit gleichauf mit der AfD.
Die SPD büßt zwei Punkte ein und kommt in der aktuellen Umfrage auf neun Prozent. Die FDP liegt bei vier Prozent und würde damit den Einzug in den Landtag verpassen. Beim Forsa-Institut rangierten die Freien Wähler allerdings schon vor einem Monat, also vor der Aiwanger-Affäre, auf ähnlicher Höhe wie jetzt bei Insa, nämlich bei 14 Prozent.
Söder hält an Aiwanger fest
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Für die "Bild"-Zeitung befragte Insa von 1. bis 5. September insgesamt 1000 Wahlberechtigte in Bayern.
In Bayern wird am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Der Wahlkampf wird überschattet von der Flugblatt-Affäre um Aiwanger. Dieser hatte der "Süddeutschen Zeitung" zufolge in seiner Schulzeit in den 80er-Jahren im Verdacht gestanden, ein antisemitisches Flugblatt verfasst und verteilt zu haben. Der Freie Wähler-Chef räumte ein, dass Exemplare des Flugblatts in seinem Schulranzen gefunden wurden, bestritt aber, der Urheber zu sein.
Söder, dessen CSU mit den Freien Wählern eine Koalition bildet, hatte am Sonntag entschieden, trotz bundesweiter Kritik an Aiwanger festzuhalten. Zudem schloss er aus, nach der Wahl eine Koalition mit den Grünen anzustreben. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte in einer Umfrage für die TV-Sender RTL/ntv deutliche Zustimmung für Söders Entscheidung ergeben. Nur 24 Prozent der Befragten glauben, dass es dem Ansehen Bayerns und Deutschlands schadet, dass Aiwanger nicht entlassen wurde. 74 Prozent glauben dies nicht.
Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa