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"Krieg gab Syrern Erfahrung" Assad provoziert mit zynischer Erdbeben-Rede

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Sichtlich gut gelaunt zeigte sich Assad vor wenigen Tagen zusammen mit seiner Frau im Erdbebengebiet.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

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Zum ersten Mal seit dem Erdbeben am vergangenen Montag wendet sich Baschar al-Assad an das syrische Volk. Der Machthaber räumt ein, dass die Regierung die Folgen der Katastrophe nicht allein bewältigen kann. Und er verbindet auf eine perfide Art und Weise das Beben mit dem von ihm befeuerten Bürgerkrieg.

Syriens Präsident Baschar al-Assad hat in einer Fernsehansprache einen düsteren Zusammenhang hergestellt zwischen der Erdbeben-Katastrophe und dem von ihm befeuerten Bürgerkrieg im Land. Die Folgen des seit bald zwölf Jahren laufenden Krieges hätten die Bevölkerung auf die Erdbeben vorbereitet, sagte Assad in seiner ersten Fernsehansprache seit dem Beben am vergangenen Montag.

Assad geht in dem Krieg mit mehr als 350.000 Toten seit 2011 brutal gegen die eigene Bevölkerung vor. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit angelastet, darunter der Einsatz von Chemiewaffen. "Der Krieg, der Ressourcen erschöpfte und Fähigkeiten schwächte, hat der syrischen Gesellschaft die Erfahrung gegeben, um mit dem Erdbeben umzugehen", sagte Assad.

"Syrien war auf solch ein Beben nicht vorbereitet"

Nach dem Beben in der türkisch-syrischen Grenzregion vor mehr als einer Woche wurden laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO allein in Syrien bislang rund 5900 Tote gezählt. Die Zahl dürfte weiter steigen, die Bergungsarbeiten laufen noch. "Syrien war zweieinhalb Jahrzehnte lang keine Erdbebenregion und war auf solch ein Beben nicht vorbereitet", sagte Assad. Die Bewältigung der Folgen würden die Möglichkeiten der Regierung übersteigen. "Das Ausmaß der Katastrophe und die Aufgaben, die wir übernehmen müssen, sind viel größer als die verfügbaren Ressourcen", räumte er ein. Die Nothilfe verbündeter Länder habe geholfen, die Folgen des Erdbebens zu verringern.

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Assad kündigte neue Maßnahmen an, um die Folgen abzufedern. Syrische Behörden hätten vorübergehende Unterkünfte bereitgestellt, und ein neuer Hilfsfonds werde eingerichtet, um den Opfern zu helfen. Die wichtigste Lektion aus der Katastrophe sei, dass "wir es geschafft haben, die Umstände in unseren verschiedenen Bereichen zu überstehen", sagte er.

Syriens Machthaber zeigt sich nur selten öffentlich. Vergangene Woche war er mit seiner Frau überraschend ins Erdbebengebiet gereist und hatte unter anderem eine Klinik und ein Trümmerfeld besucht.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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