Gefängnisse auf dem Mittelmeer? Asylsuchende offenbar auf Fähren angekettet
19.01.2023, 08:35 Uhr
Erstmals sei es gelungen, die Existenz der provisorischen Gefängnisse auf Passagierschiffen zu beweisen, berichtet das ARD-Magazin "Monitor".
(Foto: picture alliance / dpa)
In engen Metallschächten, teilweise mit Handschellen festgekettet, sollen Geflüchtete auf Passagierschiffen von Italien nach Griechenland gebracht werden. Die Menschen würden ohne Chance auf einen Asylantrag verschleppt, heißt es in Medienberichten. Auch Minderjährige seien betroffen.
Asylsuchende werden einem Bericht zufolge auf Fähren zwischen Italien und Griechenland offenbar systematisch in engen Metallschächten und anderen dunklen Räumen gefangen gehalten. Teilweise würden die Geflüchteten sogar mit Handschellen festgekettet, berichtet das ARD-Politikmagazin "Monitor". Betroffen seien offenbar auch Minderjährige.
Es handele sich um Geflüchtete, die von Italien aus nach Griechenland zurück gezwungen würden, ohne dass sie die Möglichkeit hatten, Asyl zu beantragen, berichtet "Monitor". Das Magazin beruft sich auf gemeinsame Recherchen mit weiteren Medien. Im Rahmen der europäischen Recherche-Kooperation sei es erstmals gelungen, die Existenz der provisorischen Gefängnisse auf den Passagierschiffen nachzuweisen. Unter ihnen sei auch ein Ort, wo mindestens ein Geflüchteter mit Handschellen festgekettet worden sei.
Die Recherchen erfolgten anhand von Fotos und Berichten von Betroffenen. Diese gaben unter anderem an, dass Asylsuchende teilweise ohne ausreichende Verpflegung oder Zugang zur Toilette auf dem Weg zurück nach Griechenland festgehalten würden.
Die Recherchen zeigten eine "ganz klar menschenunwürdige Unterbringung" der Geflüchteten, sagte Dana Schmalz vom Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Dies verstoße sowohl gegen EU-Recht als auch gegen Vorgaben der Europäischen Menschenrechtskonvention. Das zuständige Fährunternehmen bestritt seinerseits alle Vorwürfe.
Quelle: ntv.de, mbu/AFP