Kenfo soll Milliarden anlegen Atommüllfonds soll Linders Aktienrente verwalten
11.08.2023, 15:45 Uhr Artikel anhören
Lindner hat den Gesetzentwurf an die Ministerien geschickt.
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Die Renten sollen nach dem Willen der Regierung künftig auch aus einem Fonds gezahlt werden, der seine Einnahmen am Kapitalmarkt erwirtschaftet. Dabei will das Finanzministerium den Aufwand gering halten. Die Verantwortung soll der Fonds zur Finanzierung der Atomaltlasten tragen.
Finanzminister Christian Lindner will offenbar keinen eigenen Fonds für die kapitalgedeckte Säule der Rentenversicherung schaffen. Vielmehr soll der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) laut einem Bericht die Milliarden für die Aktienrente verwalten. Das gehe aus dem Gesetzentwurf für das sogenannte Generationenkapital hervor, den Lindner an seine Kabinettskollegen verschickt habe, berichtete der "Spiegel". Ein Ministeriumssprecher lehnte unter Verweis auf "laufende interne Abstimmungen" eine Stellungnahme ab. Der Kenfo ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung, die nach dem Atomausstieg die Altlasten der Kernenergie finanziert.
Künftig soll der Fonds nach dem Willen des Finanzressorts auch die Milliarden investieren, die die Regierung zum Aufbau der Aktienrente bereitstellen will. Im kommenden Jahr soll mit zwölf Milliarden Euro der Grundstock aufgebaut werden. Die Summe solle dann jährlich um drei Prozent steigen. Gegen das Konzept, das Lindner mit Arbeitsminister Hubertus Heil ausgearbeitet hat, habe Wirtschaftsminister Robert Habeck Einspruch eingelegt, dessen Ministerium der Kenfo unterstehe. Seine Beamten machen den Angaben zufolge verfassungs- und beihilferechtliche Bedenken geltend.
Mit dem Generationenkapital will der Staat eine neue, zusätzliche Komponente zur langfristigen, ergänzenden Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung aufbauen. Aus öffentlichen Mitteln soll ein Kapitalstock aufgebaut werden, dessen Erträge ab Mitte der 2030er-Jahre zur Stabilisierung der Rentenbeiträge in der gesetzlichen Rentenversicherung beitragen sollen. Aus Lindners Ministerium hatte es bereits bei Bekanntwerden der Pläne Anfang des Jahres geheißen, für die zeitnahe Investition des Stiftungsvermögens wolle der Bund zunächst auf die Expertise des Kenfo in der Verwaltung großer Vermögenswerte zurückgreifen.
In einem weiteren Schritt könne dann später die Verwaltung der Stiftungsvermögen "übergreifend konsolidiert" werden. Das Generationenkapital soll nach den Angaben im Auftrag des Bundes global diversifiziert und langfristig angelegt werden - beispielsweise in Aktien, laut Lindner aber auch in Anleihen. Angestrebt wird eine Mischung aus aktiver und passiver Anlagestrategie, um Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen, auf unerwartete Marktentwicklungen zu reagieren und bestimmte Assetklassen nicht von vornherein auszuschließen.
Auf Seiten der Grünen gibt es große Bedenken gegen die geplante Aktienrente. Es wird befürchtet, dass selbst bei einer komfortablen finanziellen Ausstattung des Fonds der Effekt für die Stabilisierung des Rentensystems gering ausfällt - zumal die Erträge zunächst einmal die Schuldzinsen der für die Einzahlungen notwendigen Kredite abdecken müssten. Kritiker weisen auch darauf hin, dass der Kenfo selbst ohne dieses Manko 2022 statt Erträgen einen Milliardenverlust eingefahren hat.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/AFP