Nur Vorwahlen sind Spaziergang Auch Trump hat Schwachstellen - insbesondere eine
28.02.2024, 08:44 Uhr Artikel anhören
Nicht alles ist Sonnenschein für Donald Trump.
(Foto: dpa)
Der Siegeszug von Ex-Präsident Trump in den Vorwahlen geht weiter - es hat auch niemand etwas anderes erwartet. Der Republikaner lässt in alle Richtungen die Muskeln spielen. Und doch könnte er noch Probleme bekommen.
Es ist erst Ende Februar, doch seine Dominanz ist erdrückend. Donald Trump hat die ersten Vorwahlen der US-Republikaner allesamt haushoch gewonnen. Nun hat sich auch der Bundesstaat Michigan für den Ex-Präsidenten entschieden, wo in und um Detroit das Herz der US-amerikanischen Autoindustrie schlägt. Etwa 68 Prozent der abgegebenen Stimmen gingen an ihn, rund 26 Prozent an Nikki Haley. "Der 5. November kann nicht schnell genug kommen", tönte Trump danach über die Präsidentschaftswahl: "Wir werden überzeugend gewinnen, so wie es noch niemand erlebt hat."
Am Wochenende hatte er auch in Haleys Heimat-Bundesstaat South Carolina mit mehr als 30 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen. Haley ist seine einzige verbliebene Konkurrentin um die Präsidentschaftskandidatur. Ihre Chancen sind so schlecht, dass Experten rätseln, warum sie nicht längst aufgegeben hat. Am Samstag nominieren die Republikaner in Michigan die restlichen Wahlleute auf einem Parteitag - aber auch dort dürfte Trump überdeutlich die Nase vorn haben. Bei den Vorwahlen entsenden die Bundesstaaten gemäß den Ergebnissen der Bewerber ihre Delegierten, die dann auf dem landesweiten Parteitag im Juli mit ihren Stimmen offiziell den Kandidaten nominieren.
Trump brüstet sich bei jeder Gelegenheit mit seinen Siegen, stellt sich schon als Kandidat dar und fordert von der Partei entsprechend ein vorzeitiges Ende der Vorwahlen. Doch so dominant der Ex-Präsident in seinem Duell mit Haley auch ist - in den Ergebnissen verbergen sich Warnsignale. Wenn sich wie in Michigan mehr als ein Viertel für diejenige entscheiden, die nahezu sicher nicht die Kandidatin wird, signalisiert dies auch Unzufriedenheit. Das ist ein Problem für Trump. Denn bei der Wahl am 5. November wird es in den umkämpften Swing States auf jede Stimme ankommen. Da kann es ein Problem werden, wenn ein Kandidat nicht die ganze Partei hinter sich vereinen kann.
Rebellische Konservative
Unter den republikanischen Wählern gibt es durchaus Gruppen, die genug von Trump haben. Da sind die sogenannten "Never Trumper", also solche, die Trump als Leitfigur der Partei ablehnen. Die meisten sind sozusagen konservative Konservative: Sie orientieren sich an Werten und moralischen Leitlinien, die Trump und sein "Make America Great Again" alias MAGA-Parteiflügel in den Wind geschossen haben.
Diese Wähler geben ihre Stimme derzeit tendenziell Haley oder gar nicht ab. Sie könnten Trump im November fehlen; manche bleiben möglicherweise einfach zu Hause oder entscheiden sich im äußersten Fall sogar für eine andere Option wie "No Labels". 20 Prozent der Republikaner hatten bei Nachwahlbefragungen in South Carolina gesagt, sie würden Trump im November nicht wählen, sollte er Kandidat werden.
Die meisten von Haleys Wählern wissen, dass Trumps Behauptungen, der Demokrat Joe Biden habe ihn um den Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2020 betrogen, nichts als Lügen sind. Manche sagen, dass Trump nicht als Präsident geeignet wäre, sollte er in einem seiner vier Strafprozesse verurteilt werden.
Die juristischen Probleme des Ex-Präsidenten sind für ihn ein klarer Nachteil. Knapp mehr als die Hälfte der republikanischen Wähler sagten Mitte Februar zu Reuters/Ipsos, sie würden Trump nach einer Verurteilung nicht wählen, 25 Prozent sagten, sie seien nicht sicher. Sollte er ins Gefängnis müssen, wollen ihm 58 Prozent ihre Stimme verweigern. Kein Wunder, dass Trump mit allen legalen Mitteln versucht, die Gerichtsverhandlungen zu verzögern.
Fehlende Frauen
Die andere große kritische Gruppe, sind Frauen. Haley weiß: Weibliche Wähler sind wesentlich skeptischer gegenüber Trump als männliche. Auch deshalb konzentriert sie einen Teil ihrer Anstrengungen auf sie. Wenn es nach deren Ansicht geht, hätte Trump gegen Biden im November nur geringe Chancen: 58 Prozent aller Wählerinnen unterstützen Biden, wesentlich mehr als die Wählerschaft gesamt. Bei Bidens Wahlsieg 2020 hatten sich 55 Prozent der Frauen für ihn entschieden und 44 Prozent für Trump.
Das hat auch, aber nicht nur, mit dem Ende des landesweiten Abtreibungsrechts zu tun. Trump schreibt sich auf die Fahnen, dieses durch die Nominierung konservativer Richter am Obersten Gerichtshof herbeigeführt zu haben. Das Thema mobilisiert vor allem die Demokraten, aber eben auch viele Frauen, die den Republikanern nahestehen. Der Ex-Präsident versucht indes, mit einer Angstkampagne über Immigranten, die über die Südgrenze zu Mexiko ins Land kommen, die Frauen in den Vorstädten für sich zu gewinnen. Dort hatte Biden in entscheidenden Bundesstaaten die Nase vorn.
Die Umfrageergebnisse zu Trumps Unterstützung waren bislang immer mit größter Vorsicht zu betrachten, meist schnitt er danach bei den Wahlen besser ab als prognostiziert. Bei den bisherigen Vorwahlen sind die Umfrageergebnisse sehr nah an den Resultaten. Aber am Ende müssen sich auch skeptische Republikaner entscheiden - und einige halten trotz ihrer Kritik Trump für das kleinere Übel als Biden.
Aber zunächst steht der "Super Tuesday" am kommenden Dienstag an: Da geht es schon um so gut wie alles, 15 Bundesstaaten werden sich für ihren Favoriten entscheiden. Danach ist aller Voraussicht nach Trumps Kandidatur für den 5. November nur noch Formsache.
Quelle: ntv.de