Obsthändler entwaffnet AngreiferAustralien feiert Ahmed el Ahmed, den "Helden von Bondi Beach"
Durch seinen Mut verhinderte er noch Schlimmeres in Sydney: der Mann, der sich von hinten an einen der Schützen ranschleicht und diesen entwaffnet. Australier feiern nun seine Tapferkeit und die "unglaubliche Szene".
Das mutige Eingreifen eines Passanten bei dem Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka in Sydney hat vermutlich vielen Menschen das Leben gerettet. Der Mann überwältigte und entwaffnete einen der Angreifer, die am Sonntag am Bondi Beach 15 Menschen erschossen. Auf in sozialen Medien verbreiteten und bestätigten Videos ist zu sehen, wie er einen der Schützen von hinten zu Boden stößt und ihm das Gewehr entreißt.
Laut dem "Sydney Morning Herald" handelt es sich bei dem Mann um einen muslimischen zweifachen Familienvater, Ahmed el Ahmed. Seine beiden Töchter sollen drei und sechs Jahre alt sein. Wie die Zeitung weiter berichtet, ist Ahmed Inhaber eines Obstgeschäfts in Sydney. Er war demnach zu Besuch in Bondi, als er die Schießerei beobachtete und dann eingriff.
Aufnahmen vom Tatort am Bondi Beach zeigen den Schützen neben zwei Mülleimern bei einem Parkplatz stehend, während er in die Menschenmenge schießt. Versteckt von Autos, schleicht sich Ahmed so nah wie möglich an den Attentäter heran, ohne dabei gesehen zu werden. Dann stürzt er sich auf den Mann, umklammert ihn mit seinen Armen und ringt mit ihm, bis er ihm das Gewehr aus den Händen reißen kann.
Der Schütze fällt rücklings zu Boden, während Ahmed das Gewehr aufhebt und auf ihn richtet. Der Attentäter rappelt sich dann auf und weicht zurück. Ahmed lehnt das Gewehr an einen Baum und macht auf sich aufmerksam. Im weiteren Verlauf der Aufnahmen ist zu sehen, wie ein anderer Passant den Schützen verfolgt und etwas nach ihm wirft, während dieser auf eine Brücke zuläuft. Hier steht der zweite Angreifer und feuert weiter auf die Menschen in der Umgebung. Er soll Ahmed Schusswunden zugefügt haben.
Vater fühlt "Stolz und Ehre"
Wie sein Cousin Mustafa dem "Sydney Morning Herald" schilderte, wurde Ahmed durch Schüsse am Oberarm und an der Hand verletzt und wird derzeit in einem Krankenhaus behandelt. Mustafa lobte den Mut seines 43-jährigen Cousins. "Auf jeden Fall ist er ein Held", sagte er. "Er hätte sein Leben gegeben, um andere Menschen zu retten." Er hoffe, dass alle in Australien seinem Cousin alles Gute wünschten und dass er zu seiner Familie zurückkehren kann.
Auch Ahmeds Vater zeigte sich stolz: "Mein Sohn ist ein Held", sagte Vater Mohamed Fateh el Ahmed auf Arabisch dem Sender ABC. Sein Sohn sei seit 2006 in Australien und australischer Staatsbürger. Die Eltern sagten dem Sender, sie seien erst vor einigen Monaten aus Syrien nach Sydney gekommen.
Der 43-Jährige sei bei der Polizei gewesen und bei den Zentralen Sicherheitskräften. "Er hat den Drang, Menschen zu beschützen. Als er Menschen am Boden liegen sah und überall Blut, zwangen ihn sein Gewissen und seine Seele sofort dazu, sich auf einen der Terroristen zu stürzen und ihm die Waffe zu entreißen", sagt der Vater. "Ich fühle Stolz und Ehre - denn mein Sohn ist ein Held von Australien." Ihm zufolge wollte sein Sohn mit einem Freund Kaffee trinken, als er die bewaffneten Männer gesehen habe, erzählte der Vater weiter.
Die Mutter, Malakeh Hasan el Ahmed, sagte ABC: "Ich bin stolz, dass mein Sohn Menschen geholfen hat, er hat Leben gerettet, Seelen, Gott wird ihm nicht schaden, weil er ein Wohltäter war. Mein Sohn ist schon immer mutig gewesen, er hilft Menschen, so ist er." Nun bete die Familie, "dass Gott ihn beschützt".
Ahmed el Ahmed hat laut ABC zwei Brüder, einer von ihnen lebt demnach in Deutschland, der andere in Russland. Eine Spendenaktion zugunsten Ahmeds soll innerhalb von zwölf Stunden mehr als 550.000 Dollar eingebracht haben.
"Gibt immer noch wunderbare, mutige Australier"
Auch Politiker würdigten die außergewöhnliche Tapferkeit des 43-Jährigen. Der Regierungschef des Bundesstaates New South Wales, Chris Minns, bezeichnete die Entwaffnung des Schützen als "die unglaublichste Szene, die ich je gesehen habe". "Dieser Mann ist ein wahrer Held, und ich habe keinen Zweifel, dass heute Abend viele, viele Menschen dank seiner Tapferkeit noch am Leben sind", sagte Minns. "Ich denke, es lohnt sich, daran zu erinnern, dass es trotz all des Bösen und all der Traurigkeit immer noch wunderbare, mutige Australier gibt, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren, um einem völlig Fremden zu helfen."
US-Präsident Donald Trump drückte nach dem "schrecklichen" Anschlag in Sydney sein Mitgefühl aus und lobte ausdrücklich den Mann, der einen der Schützen überwältigte. Das sei "eine sehr, sehr mutige Person", sagte Trump bei einer Weihnachtsansprache. Der Mann habe vielen Menschen das Leben gerettet. Trump verurteilte den Anschlag - wie die australischen Behörden - als antisemitisch.
In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich die Aufnahmen rasch. Zahlreiche Nutzer priesen den Mut des Mannes und erklärten, seine Tat habe unzählige Leben gerettet. "Dieser australische Mann hat unzählige Leben gerettet, indem er einem der Terroristen am Bondi Beach die Waffe abnahm. HELD", schrieb ein Nutzer.
15 Tote, viele Verletzte
Bei dem Angriff am ersten Abend des jüdischen Lichterfestes Chanukka wurden 15 Menschen getötet, darunter ein 10-jähriges Mädchen. 38 Menschen lagen weiter mit Verletzungen im Krankenhaus. Das genaue Motiv der Angreifer ist noch unklar. Außerdem wurde ein mutmaßlicher Schütze getötet, ein weiterer befindet sich in kritischem Zustand. Zudem kam ein Bombenräumkommando wegen mehrerer mutmaßlicher improvisierter Sprengsätze zum Einsatz.
Angriffe mit vielen Todesopfern sind in Australien selten, das als eines der sichersten Länder der Welt gilt. Der Angriff vom Sonntag war der schlimmste Vorfall dieser Art im Land seit 1996, als ein Bewaffneter an einem Touristenort im südlichen Bundesstaat Tasmanien 35 Menschen tötete. Danach wurden in Australien strengere Waffengesetze eingeführt. Es gab jedoch zuletzt Medienberichten zufolge Sorge über eine wieder steigende Zahl Waffen im Land.
