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Gespräche zu Entführten laufen Baerbock fordert von Hamas Freilassung der Geiseln

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Bundesaußenministerin Baerbock lässt sich in Israel über den Stand der Dinge informieren. Sie trifft sich zudem mit Angehörigen von deutschen Entführten. Sie versichert, dass täglich um deren Freilassung gerungen werde.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die radikal-islamische Hamas aufgefordert, das Leben der Geiseln im Gazastreifen zu verschonen. "Lassen Sie diese unschuldigen Menschen ... frei", sagte Baerbock bei einem Besuch in Netiwot im Süden Israels. "Ich appelliere an all diejenigen, die über direkte Gesprächskanäle und Kontakte verfügen, sich für die Freilassung dieser unschuldigen Menschen ... einzusetzen." Der israelischen Außenminister Eli Cohen dankte ihr, "dass Sie in diesen schweren Zeiten gekommen" sei, "um Unterstützung und Solidarität mit dem Staat Israel zu zeigen". Am Abend will Baerbock weiter nach Kairo reisen, wie es in deutschen Delegationskreisen hieß.

Der Hamas warf Baerbock vor, letztlich alle Menschen im Gazastreifen als Geiseln genommen zu haben. "Das Vorgehen der Hamas ist durch nichts zu rechtfertigen", sagte die Grünen-Politikerin. "In ihrem perfiden Kalkül verschanzt sich Hamas jetzt hinter weiteren unschuldigen Menschen und missbraucht auch diese in Gaza als Schutzschilde." Ihre Tunnel, ihre Waffenlager, ihre Kommandozentralen befänden sich ganz bewusst in Wohnhäusern, Supermärkten, Universitäten und womöglich auch in Krankenhäusern. "Das stellt alle, die den Terror bekämpfen wollen, vor unglaubliche Herausforderungen."

Israel nehme wie andere Demokratien das humanitäre Gebot, den Schutz der Zivilbevölkerung, ernst. "Das unterscheidet uns Demokratien von Terroristen, und deshalb sind wir stärker", sagte Baerbock. Erwartet wird eine Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte mit unvorhersehbaren Folgen für die Zivilbevölkerung. Sie sei mit den Vereinten Nationen, aber auch mit Ägypten im Gespräch, um sichere Räume für die Zivilbevölkerung zu schaffen, sagte Baerbock. Darüber habe sie auch mit Cohen gesprochen. Der Terror der Hamas helfe keinem Palästinenser, er richte sich auch gegen die Palästinenser selbst. Hamas wolle in der ganzen Region einen Flächenbrand auslösen. Dies gelte es nun zu verhindern.

Im Anschluss besuchten Baerbock und Cohen ein Wohnhaus, das bei den Hamas-Angriffen von einer Rakete getroffen worden war. In dem Haus wurden der Großvater, der Vater und der Sohn getötet. In Netiwot sprach sie zudem mit Angehörigen deutscher Geiseln, die von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Für deren Freilassung "werden wir jeden Tag weiterverhandeln", sagte Baerbock. Deutschland sei "mit allen Akteuren, die Kontakt mit der Hamas haben, im Austausch, um deutlich zu machen, dass diese Geiseln befreit werden müssen." Im Gazastreifen befinden sich rund 150 Geiseln, darunter soll eine Zahl von Deutschen im einstelligen Bereich sein. Schließlich verschaffte sich Baerbock auch ein Bild über die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Israel.

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In Berlin sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts, es gebe Gespräche mit der Lufthansa über weitere Sonderflüge aus Israel am Samstag und Sonntag. Für Sonntag seien zudem zwei Flüge der Condor aus Jordanien geplant. Am Abend teilte die Lufthansa-Gruppe mit, dass ihre Airlines keine weiteren Sonderflüge für Evakuierungen aus Israel anbieten werden. Hintergrund für diese Entscheidung seien neben der ungewissen Sicherheitslage auch ungelöste Fragen der operativen Stabilität in Tel Aviv, erklärt der Konzern. Zu der Lufthansa-Gruppe gehören neben der Hauptmarke auch Swiss, Austrian und Brussels Airlines. Verschiedene Airlines der Gruppe haben ihre jeweiligen Heimatländer mit 15 Sonderflügen unterstützt. Lufthansa flog insgesamt achtmal nach Tel Aviv

Auf der Liste des Auswärtigen Amtes seien derzeit noch 4500 Personen gemeldet, sagte der Sprecher das Auswärtigen Amtes. Für den Fall einer Eskalation steht auch die Bundeswehr in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt bereit, deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Israel nach Deutschland zu bringen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/AFP

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