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Update Offenbar nach Waffenruhe-Verstoß Berichte: Israel fliegt Luftangriffe in Gaza

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Die Angriffe sollen im Bereich von Rafah stattfinden.

Die Angriffe sollen im Bereich von Rafah stattfinden.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eigentlich herrscht zwischen der Hamas und Israel Waffenruhe. Doch Medienberichten zufolge hat das israelische Militär jetzt Ziele im Süden des Gazastreifens angegriffen. Auslöser war demnach ein Verstoß gegen die Waffenruhe durch Beschuss auf israelische Truppen.

Israels Luftwaffe hat nach israelischen Medienberichten Ziele im Süden des Gazastreifens angegriffen. Bei den Angriffen im Bereich von Rafah handele es sich um eine Reaktion auf einen Verstoß gegen die Waffenruhe von palästinensischer Seite, heißt es in den Berichten. Vorher seien israelische Truppen in dem Gebiet beschossen worden.

Die islamistische Terrororganisation Hamas habe mehrere direkte Angriffe gegen israelische Truppen ausgeführt, teilte ein ranghoher israelischer Militär mit. Die Vorfälle ereigneten sich demnach hinter der vereinbarten Linie, auf die die Armee sich am 10. Oktober im Gazastreifen zurückgezogen hatte. Ein ranghoher Hamas-Funktionär versicherte, die Organisation sei weiterhin der Waffenruhe verpflichtet. Israels Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte eine Wiederaufnahme des Kriegs gegen die Organisation.

Angriff mit Panzerfaust und Scharfschützen

Israelische Truppen seien mit einer Panzerfaust angegriffen worden, sagte der Militär. Außerdem habe ein palästinensischer Scharfschütze auf eine israelische Einheit geschossen. "Beide Vorfälle ereigneten sich in einem von Israel kontrollierten Gebiet östlich der gelben Linie", hieß es weiter. "Dies stellt eine dreiste Verletzung der Waffenruhe dar." Die sogenannte "gelbe Linie" markiert die Rückzugslinie der Armee innerhalb des Gazastreifens.

Israelische Medien hatten zuvor berichtet, Terroristen hätten im Süden des Gazastreifens israelische Truppen angegriffen. Die israelische Luftwaffe griff demnach anschließend Ziele in Rafah an.

Isat al-Rischek, Mitglied des Hamas-Politbüros, warf Israel in einer Mitteilung seinerseits vor, gegen die Waffenruhe zu verstoßen und "fadenscheinige Vorwände" zu fabrizieren, "um seine Verbrechen zu rechtfertigen". Al-Rischek äußerte sich aber nicht eindeutig zu den Berichten über einen Angriff auf israelische Truppen. Er beschuldigte den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, dieser wolle sich vor seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken, weil er unter Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe.

Rechtsextremer Polizeiminister fordert Rückkehr zum Krieg

Israels Polizeiminister Ben-Gvir forderte Netanjahu nach ersten Berichten über einen Hamas-Angriff dazu auf, die Armee anzuweisen, "die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig und mit voller Stärke wieder aufzunehmen", schrieb der rechtsextreme Minister auf der Plattform X.

"Die trügerischen Vorstellungen, Hamas werde ihre Haltung ändern oder auch nur ein von ihr unterschriebenes Abkommen einhalten, erweisen sich, wie zu erwarten, als gefährlich für unsere Sicherheit", schrieb Ben-Gvir. "Die nazistische Terrororganisation muss restlos vernichtet werden - und zwar möglichst bald."

Seit dem 10. Oktober herrscht im Gazastreifen offiziell eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Es gab allerdings bereits mehrere gewaltsame Zwischenfälle. Ben-Gvir hatte die Waffenruhe-Vereinbarung von Anfang an kritisiert und auch dagegen gestimmt.

Die Hamas und Israel hatten sich gemäß einem Friedensplan von US-Präsident Donald Trump auf eine Waffenruhe geeinigt sowie auf den Austausch von Geiseln und Gefangenen und einen teilweisen Rückzug von Israels Truppen im Gazastreifen. Die Übereinkunft wurde vor knapp einer Woche im ägyptischen Scharm el Scheich formell besiegelt bei einem Gipfeltreffen mit Trump und weiteren Staats- und Regierungschefs. An den Verhandlungen waren auch Ägypten, Katar und die Türkei beteiligt gewesen.

Leichen von zwei weiteren Hamas-Geiseln identifiziert

Die Hamas hatte am Samstagabend in Übereinstimmung mit der Waffenruhe die Leichen von zwei weiteren Geiseln übergeben. Das Forum der Geiselfamilien teilte mit, es handele sich um den israelischen Fotografen Ronen Engel aus dem Kibbuz Nir Oz sowie um einen Landwirtschaftsarbeiter aus Thailand, der acht Jahre lang in Israel gearbeitet habe.

Ronen Engel, ein 54-jähriger Vater von drei Kindern, war während des Hamas-Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 getötet worden. Seine Leiche wurde in den Gazastreifen verschleppt. Seine Frau und zwei seiner Kinder waren ebenfalls entführt worden, aber während einer Waffenruhe im Gegenzug für palästinensische Häftlinge wieder freigelassen worden. Der Thailänder wurde den Angaben zufolge ebenfalls am Tag des Massakers getötet und aus dem Kibbuz Beeri verschleppt.

Damit verbleiben noch 16 getötete Geiseln im Gazastreifen. Israel wirft der Hamas absichtliche Verzögerung vor. Die Terrororganisation beruft sich dagegen darauf, dass es für sie schwierig sei, die Leichen zu finden, weil sie unter den Trümmern bombardierter Gebäude und Tunnel verschüttet seien. Vor knapp einer Woche waren 20 Geiseln freigelassen worden, die zwei Jahre in der Gewalt der Hamas überlebt hatten.

Hamas widerspricht US-Vorwürfen zu geplantem Angriff auf Zivilisten

Die Hamas wies derweil Vorwürfe der USA zurück, dass sie einen Angriff auf palästinensische Zivilisten im Gazastreifen plane. Es handele sich um "haltlose Behauptungen", die im Einklang mit israelischer Propaganda stünden, hieß es in einer Mitteilung der Hamas.

Das US-Außenministerium hatte vor einem "unmittelbar bevorstehenden" geplanten Angriff der Hamas auf palästinensische Zivilisten gewarnt. Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über "glaubwürdige Berichte" informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten, teilte das Ministerium mit.

Es hatte nach Inkrafttreten der Waffenruhe und dem Rückzug der israelischen Truppen aus knapp der Hälfte des Küstenstreifens Berichte über Hinrichtungen von palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen durch die Hamas gegeben.

Quelle: ntv.de, hny/dpa

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