Dritte Start- und LandebahnBerliner Verkehrssenatorin will Flughafen BER vergrößern

Die Zahl der Reisenden- und Flugverbindungszahlen in Berlin hinkt noch immer der Vor-Corona-Zeit hinterher. Die Verkehrssenatorin macht dafür auch zu geringe Kapazitäten verantwortlich. Sie spricht sich für einen Ausbau aus und will ans Nachtflugverbot ran.
Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde spricht sich für eine weitere Start- und Landebahn am Hauptstadtflughafen BER aus. "Wir müssen gucken, dass wir eine neue Landebahn bekommen", sagte die CDU-Politikerin auf einer Veranstaltung der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Der Ausbau des BER sei sinnvoll, um mehr Fluggesellschaften und Flüge in die Hauptstadtregion zu holen. "Wenn wir mehr Slots zum Starten und Landen haben, werden wir auch attraktiver", zeigte sie sich überzeugt.
Konkrete Pläne gebe es allerdings nicht. "Das ist Zukunftsmusik", sagte die Senatorin, die den Berliner Flughafen eher in Konkurrenz zu Stuttgart und Düsseldorf sieht, anstatt zu Drehkreuzen wie München und Frankfurt. "Wir können uns vom Traum, dass Berlin zu einem Hub wird, verabschieden." Wenn Berlin jedoch jetzt aktiv werde, könne man es mit dem im Bau befindlichen Großflughafen in Warschau aufnehmen.
Kritiker hingegen sehen den Flughafen zurzeit nicht ausgelastet. Sowohl die Anzahl an Reisenden als auch die der Ziele entwickelte sich rückläufig, sodass eine weitere Bahn überflüssig wäre. 2019 wurden von Tegel und Schönefeld - dem letzten vollständigen Betriebsjahr der Berliner Alt-Flughäfen - 183 Orte angeflogen, vom BER aus sind in diesem Sommer jedoch nur 160 Ziele erreichbar gewesen, berichtete der "Tagesspiegel". Auch ging die Anzahl der Reisenden von 35,65 Millionen in 2019 auf 25,5 Millionen im vergangenen Jahr zurück. Bis Ende November dieses Jahres seien gut 24 Millionen Passagiere gezählt worden, sodass sich kein nennenswerter Anstieg andeutet.
Andere Kritiker bemängeln zudem, dass nicht eine dritte Start- und Landebahn zu mehr Flugverkehr führen würde, sondern nur eine Senkung der Steuern und Gebühren. Die Reduzierung der Ticketsteuer, die Mitte November beschlossen wurde, wirkt sich nur gering auf die Flugpreise und Erlöse für Airlines aus. Auf der Kurzstrecke wird der Betrag ab Juli 2026 von 15,53 Euro um 3,05 Euro auf 12,48 Euro reduziert. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder machte sich zwar zuletzt stark dafür, eine Senkung der Sicherheitsgebühren an Flughäfen zu prüfen. Wann diese kommen kann, ist allerdings unklar.
Bonde will Nachtflugverbot lockern
Bonde befürwortet außerdem eine Aufweichung des Nachtflugverbots am BER. "Ich glaube, dass es mehr Möglichkeiten gibt, dann Airlines landen zu lassen und die Flieger nicht nach Hannover umzuleiten", sagte sie bei der IHK. Die Senatorin schlug vor, jede Fluggesellschaft könnte etwa fünfmal pro Jahr die Erlaubnis bekommen, auch nach Mitternacht am Flughafen in Schönefeld zu landen.
Am BER gilt derzeit ein abgestuftes Nachtflugverbot von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Von 22 Uhr bis 23.30 Uhr sowie zwischen 5.30 Uhr und 6 Uhr sind Flüge mit lärmarmen Maschinen erlaubt. Zwischen 23.30 Uhr und Mitternacht sowie von 5.00 Uhr bis 5.30 Uhr dürfen nur verspätete beziehungsweise verfrühte Flugzeuge landen oder starten. Zwischen 0 und 5 Uhr ruht der reguläre Flugbetrieb. Gestattet sind in dieser Zeit nur Post-, Regierungs-, Vermessungs- und Ambulanzflüge. Postflüge gibt es seit dem Frühjahr 2024 jedoch nicht mehr.
Immer wieder kommt es aufgrund dieser Regeln vor, dass Passagierflugzeuge - teils wegen weniger Minuten Verspätung - nicht mehr landen dürfen und umgeleitet werden. Die Brandenburger Landesregierung, die wie das Land Berlin und der Bund Miteigentümer des Flughafens ist, hat allerdings bereits deutlich gemacht, dass eine Aufweichung der Vorgaben mit ihr nicht zu machen ist.