Weniger Schlepperei für Boten Pakete über 20 Kilogramm sollen verboten werden
11.04.2023, 11:03 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Online vom Sofa aus einzukaufen, ist bequem. Das sieht auch Bundesarbeitsminister Heil. Doch wenn die auszuliefernden Pakete zu schwer werden, geht das auf die Gesundheit der Boten. Dagegen will der SPD-Politiker nun vorgehen. Künftig soll ab einem Gewicht von 20 Kilogramm ein Speditionsunternehmen beauftragt werden.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will die Arbeitsbedingungen von Paketboten verbessern: Diese sollen alleine keine Pakete von mehr als 20 Kilogramm mehr tragen. "Pakete, die mehr als 20 Kilogramm wiegen, müssen dann künftig durch Speditionen mit zwei Personen zugestellt werden", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag". "Hier geht es um die Gesundheit von Menschen, die mit ihrer Arbeit unseren Alltag erleichtern und das Land am Laufen halten."
Viele Paketboten würden Bandscheibenvorfälle bekommen, mahnte Heil. "Deshalb will ich durchsetzen, dass Pakete, die mehr als 20 Kilogramm wiegen, nicht mehr von einem alleine geschleppt werden müssen." Eine solche Gewichtsbegrenzung hatte auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gefordert. Für Pakete ab zehn Kilogramm solle es künftig eine Kennzeichnungspflicht geben, sagte Heil zudem. "Damit der Bote gleich sieht, was er sich zumuten kann." DHL und Hermes erlauben bislang Pakete bis zu 31,5 Kilogramm.
Der Arbeitsminister will dies bei der Novelle des Postgesetzes durchsetzen, an der das Bundeswirtschaftsministerium derzeit arbeitet. "Dort wird mein Haus Arbeitsschutzmaßnahmen einbringen", erläuterte Heil. Er rechne damit, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Entwurf noch in diesem Jahr vorlegt. Das Postgesetz wurde zuletzt 1999 grundlegend überarbeitet - zu einer Zeit, als Briefe noch viel wichtiger waren als heute und Pakete nur eine Nebenrolle spielten.
"Ich will gar nicht kritisieren. Aber ..."
Heil verwies auf das große Wachstum der Paketbranche. "Von 2017 bis 2021 stieg die Zahl von 2,6 auf 4,5 Milliarden Pakete." Es sei ja auch bequem, "vom Sofa aus alles online zu kaufen und es bis zur Wohnungstür geliefert zu bekommen". Auch seine Familie bestelle online, sagte der Minister. "Ich profitiere also davon und will das gar nicht kritisieren. Aber wir müssen uns auch mit der Frage beschäftigen, was mit den Beschäftigten passiert, die ein schweres Paket in den fünften Stock schleppen."
Bessere Arbeitsbedingungen sollen künftig auch für Reinigungskräfte in Bundesbehörden gelten. "In meinem Ministerium müssen die Reinigungskräfte nicht mehr nachts arbeiten. Ich möchte das zum Standard in allen Bundesbehörden machen. Zu sehen, wer da den eigenen Dreck wegmacht, tut allen gut", sagte Heil. Derzeit müssten Reinigungskräfte häufig nachts arbeiten. "Oft mit Folgen für Gesundheit und Familie und mit der Folge, dass man sie gar nicht mehr sieht. Und dass ihre Arbeit weniger geschätzt wird, weil sie vermeintlich wie von Zauberhand passiert. Aber es sind Menschen, die da zu sehr strapaziösen Zeiten schrubben."
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 09. April 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, hny/dpa