Mig für Kiew - F16 für Warschau? Blinken: Prüfen Kampfjet-Lieferungen an Ukraine
06.03.2022, 14:10 Uhr
Polens Luftwaffe verfügt noch über Maschinen aus sowjetischer Produktion.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Ukraine wünscht sich vom Westen Kampfjets aus sowjetischer Produktion. Polen könnte US-Berichten zufolge liefern, bräuchte dann aber neue Maschinen. Diese könnten aus den USA kommen. Die Länder arbeiten an entsprechenden Vereinbarungen.
Die US-Regierung arbeitet nach Angaben von Außenminister Antony Blinken mit Polen an einer Vereinbarung über die Lieferung von Kampfflugzeugen aus der Sowjetzeit an die Ukraine. "Wir befassen uns jetzt aktiv mit der Frage von Flugzeugen, die Polen an die Ukraine liefern könnte", sagte Blinken bei einem Besuch in Moldau. Gleichzeitig prüfe Washington, wie es die Lücke füllen könne, "sollte Polen sich entschließen, diese Flugzeuge zu liefern". Mehrere US-Medien hatten zuvor unter Berufung auf Regierungsvertreter in Washington berichtet, dass die USA im Gegenzug Polen mit F-16-Kampfjets aus US-Produktion beliefern könnten.
Derzeit sei die US-Regierung im Gespräch mit ukrainischen Vertretern, um den aktuellen Bedarf zu erfahren, sagte Blinken. "Sobald wir diese Einschätzung haben, werden wir schauen, was wir und unsere Verbündeten und Partner liefern können", um die ukrainische Verteidigung gegen die russischen Truppen zu stärken.
Warschau hatte am Morgen diesen Berichten widersprochen. "Polen wird seine Kampfjets nicht in die Ukraine schicken und auch nicht erlauben, seine Flughäfen zu nutzen. Wir helfen ganz erheblich in vielen anderen Bereichen", twitterte die Regierung. Sie verwies dabei auf eine Erklärung des polnischen Generalstabs vom Donnerstag. Darin hieß es, alle polnischen Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 blieben auf ihren Heimatbasen, sie seien außerdem mit dem rot-weißen Hoheitszeichen der polnischen Luftwaffe markiert.
Kiew hatte den Westen aufgefordert, die Militärhilfe für das belagerte Land zu verstärken. Präsident Wolodymyr Selenskyj bat seine osteuropäischen Nachbarn um die Bereitstellung von Flugzeugen aus russischer Produktion, für die seine Piloten ausgebildet sind.
Der ukrainische Staatschef hatte in einer Videokonferenz mit Vertretern des US-Kongresses um weitere Finanzhilfen gebeten. Nachdem der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, den ukrainischen Präsidenten gefragt hatte, was er am dringendsten benötige, habe Selenskyj um Kampfjets gebeten, berichteten zwei Teilnehmer dem "Wall Street Journal". Laut dem Blatt sieht sich die US-Regierung jedoch vor einer Reihe praktischer Herausforderungen, darunter auch das Problem, wie die Kampfflugzeuge in die Ukraine gelangen sollen.
Der republikanische Senator Steve Daines sagte nach der Videokonferenz im Sender Fox News, die Parlamentarier hätten dem ukrainischen Staatschef die Freigabe der vom Weißen Haus beantragten zehn Milliarden Dollar (neun Milliarden Euro) versprochen. Selenskyj unterstrich demnach auch seine Forderung nach schärferen Sanktionen gegen Russland, vor allem im Öl- und Gassektor. Dies lehnt das Weiße Haus bislang ab.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa