"Neue nukleare Risiken" Bolton: Taliban wollen Atomwaffen
19.08.2021, 08:55 Uhr
Eine pakistanische Ghauri-Rakete, sie kann mit einem Nuklearsprengkopf ausgerüstet werden. Im Fall eines Umsturzes in Pakistan könnten die Taliban beispielsweise in den Besitz einer Atombombe gelangen, warnte Bolton.
(Foto: picture alliance/AP Photo)
Trumps früherer Sicherheitsberater Bolton kritisiert den Abzug der USA aus Afghanistan scharf. Durch die Machtübernahme der Taliban drohen "neue nukleare Risiken", so der Ex-Stratege. Denn die Islamisten seien seit vielen Jahren an Atomwaffen interessiert.
John Bolton, früherer Sicherheitsberater der USA, warnt vor einem Griff der Taliban nach Atomwaffen. "In Afghanistan drohen neue nukleare Risiken, nicht morgen oder in 30 Tagen, aber mittelfristig", sagte Bolton dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"Unsere Präsenz dort hat immer auch dazu gedient, Informationen aus zwei problematischen Nachbarländern mit Nuklearprogrammen zu sammeln, Pakistan und Iran. Unsere Fähigkeit, die Region zu durchleuchten, wird jetzt durch den Abzug reduziert." Dass auch die Taliban an Atomwaffen interessiert sind, wisse die US-Regierung bereits seit 2001. "Wir dürfen jetzt bitte nicht naiv sein", sagte Bolton. "Die haben sich doch nicht 20 Jahre lang mühsam versteckt, um jetzt zu sagen: Ok, nun ist ein guter Moment gekommen, um unsere Grundsätze aufzugeben."
Im Falle eines Umsturzes in Pakistan könnten die Fundamentalisten beispielsweise in den Besitz einer Atombombe gelangen, warnte Bolton. "Man braucht keinen B‑52‑Bomber, um sie dann etwa in die USA zu bringen. Man kann damit über die mexikanische Grenze fahren, man kann damit auch in den Hafen von New York segeln."
Bereits am Montag bezeichnete Bolton die Machtübernahme durch die Taliban als "katastrophales Versagen amerikanischer Führung". Präsident Joe Biden hätte an der von Trump vorgegebenen "falschen" Politik eines Abkommens mit den Taliban und eines Abzugs aus Afghanistan festgehalten und diese Strategie dann auch noch vermasselt, sagte Bolton dem Radiosender NPR. Er sagte, Trump hätte vermutlich genauso gehandelt wie nun Biden. Für die Sicherheit der USA hätten US-Truppen aber in Afghanistan bleiben sollen.
Rückfall "ins 15. Jahrhundert"
Afghanistan wird infolge der Machtübernahme durch die Taliban nach Ansicht von Bolton "zurück ins 15. Jahrhundert" fallen. Die militant-islamistischen Taliban seien eine Gruppe des "mittelalterlichen, religiösen Fanatismus". Die Taliban hätten kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft und würden schon bald wieder islamistischen Terrorgruppen Schutz bieten, warnte Bolton.
Der Republikaner Bolton war unter Ex-Präsident George W. Bush US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, dem früheren Präsidenten Donald Trump diente er zeitweise als nationaler Sicherheitsberater. Trump hatte ihn 2019 wegen Meinungsverschiedenheiten rausgeworfen.
Quelle: ntv.de, jpe/rts/dpa