"Die meisten sind Diebe" Bootsunglück: Regierungspartei schließt Politiker wegen Rassismus aus
17.06.2023, 18:00 Uhr Artikel anhören
Überlebende des Unglücks schlafen in einem Lagerhaus im Hafen der Stadt Kalamata.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Das Schiffsunglück im Mittelmeer, bei dem vermutlich Hunderte ums Leben kamen, sorgt weltweit für Entsetzen. Während in Griechenland nach der Ursache für das Kentern des Flüchtlingsbootes gesucht wird, macht ein Abgeordneter mit einem verächtlichen Kommentar von sich reden. Das hat nun Folgen.
Nach dem schlimmen Schiffsunglück mit möglicherweise mehreren hundert toten Migranten vor der Küste Griechenlands ist der rechtsgerichtete Abgeordnete Spilios Kriketos nach rassistischen Äußerungen aus der Partei Nea Dimokratia (ND) ausgeschlossen worden. Die Regierungspartei kündigte am Freitagabend den Ausschluss des Abgeordneten an und erklärte, dass "Meinungen wie die von Spilios Kriketos (...) keinen Platz in unserer Partei haben".
Kriketos, der bei der Parlamentswahl am 25. Juni erneut kandidiert, hatte in einem Youtube-Video nach dem Unglück den "tragischen" Verlust beklagt, gleichzeitig jedoch betont, Griechenland könne "nicht noch mehr Migranten tolerieren". Er versicherte, dass es sich bei den meisten Flüchtlingen um Diebe handele.
Seine Äußerung sorgte für Empörung. Die größte linke Oppositionspartei Syriza bezeichnete sie als "rassistischen Vortrag" und forderte die Partei auf, Kriketos auszuschließen. "Äußerungen von Hass und Rassismus gehören nicht zu den Werten der Partei", hieß es in der Erklärung von Nea Dimokratia nach dem Ausschluss.
Das überladene Fischerboot war nach Angaben der griechischen Behörden am Mittwochmorgen vor der Halbinsel Peloponnes an einer der tiefsten Stellen des Mittelmeers gekentert, nachdem zuvor der Motor ausgefallen war. 104 Menschen konnten gerettet werden. 78 Leichen wurden geborgen, die Zahl der Todesopfer dürfte jedoch erheblich höher sein. Im Laderaum des Schiffes sollen rund hundert Kinder gewesen sein. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch unklar. Die griechischen Behörden sollen mittlerweile die europäische Polizeibehörde Europol um Unterstützung bei den Ermittlungen gebeten haben, berichtet die Tageszeitung "Kathimerini".
Quelle: ntv.de, fzö/AFP