Politik

"Das entscheidet jeder selbst" Braun: Impfpflicht wird es nicht geben

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Helge Braun leitet seit März 2018 das Bundeskanzleramt unter Angela Merkel.

(Foto: imago images/photothek)

Obwohl es nach wie vor keinen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, hält sich das Gerücht hartnäckig: Plant die Bundesregierung womöglich eine Impfpflicht? Kanzleramtschef Braun widerspricht vehement - und äußert Besorgnis angesichts der zunehmenden Verbreitung von Verschwörungstheorien.

Eine Impfpflicht gegen das Coronavirus wird es nach Aussage von Kanzleramtschef Helge Braun in Deutschland nicht geben. Wenn ein Impfstoff vorliege, sei es gut, wenn sich viele impfen lassen. Aber das entscheide jeder selbst, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wer das nicht will, muss das Risiko einer Infektion selbst tragen", so Braun. Er hoffe auf einen Impfstoff für die breite Bevölkerung zwischen Anfang und Mitte des kommenden Jahres.

Erst dann könne man auch zum normalen Leben zurückkehren. "Wenn Impfstoff verfügbar ist, dann wird es keine Beschränkungen mehr geben, und wir kehren endlich zum normalen Leben zurück", sagte Braun. Kanzlerin Angela Merkel und Braun vertreten in der Krise einen vorsichtigen Kurs, was Lockerungen der Beschränkungen angeht. Sie wollen eine Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden.

Den bisherigen Kampf gegen das Virus in Deutschland bezeichnete Braun als "sehr erfolgreich". Ein großer Teil der Bevölkerung gehe diszipliniert mit den Kontaktbeschränkungen um. Braun, selbst Mediziner, fügte allerdings hinzu: "Aus medizinischer Sicht ist bei mir bei dem Punkt Reisen und Geselligkeit etwas mulmig - da dürfen wir nicht zu forsch sein. Die bisherige Erfahrung lehrt, dass dies für die Ausbreitung des Virus eine große Rolle spielt."

Sorge wegen Verschwörungstheorien

Braun nannte die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise "sehr gravierend". Nach dem Hilfsprogramm als erstem Schritt müsse man darüber reden, wie man den Wirtschaftskreislauf wieder in Gang setzen könne. Braun lehnte in dem Zusammenhang als Helikoptergeld bezeichnete Barschecks für die Bürger ab. Es gehe jetzt weniger um kurzfristigen Konsum, sondern um nachhaltige Investitionen.

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"Da kann ich auch alle beruhigen, die sich Sorgen um das Klimathema machen", sagte Braun. "Aus meiner Sicht sollten Konjunkturanreize genau dort eingesetzt werden, wo es der Erreichung weiterer Ziele hilft." Mit Sorge schaut Braun auf die Verbreitung von Verschwörungstheorien zu Corona. Es gebe eine "bedenkliche Diskussion, die versucht, das Virus zu verharmlosen".

Das Virus sei ansteckender und verlaufe schwerer als die Grippe. "Wir haben bislang kein Medikament, keine Impfung und keine Immunität", so der Politiker. "Hätten wir die Infektionsdynamik von Anfang März in Deutschland einfach weitergerechnet und nichts unternommen, dann gäbe es heute vielleicht neun Millionen Kranke - das kann kein Land schultern. Die vielen Toten sind ja keine hypothetische Zahl."

Quelle: ntv.de, jug/dpa/DJ

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