Strenger Schutz wird gelockertProblemwölfen geht es an den Kragen

Manch ein Wolf reißt Dutzende Weidetiere, doch auch für solche Problemtiere gilt strenger Schutz. Nun soll der Abschuss vereinfacht werden - darauf habe sich die Große Koalition geeinigt, heißt es aus Mecklenburg-Vorpommern.
Problemwölfe sollen künftig leichter abgeschossen werden können. Darauf hätten sich Union und SPD in Berlin geeinigt, teilen die Umweltministerien von Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen mit. Am Mittwoch solle das Kabinett in Berlin über einen Gesetzentwurf aus dem Bundesumweltministerium abstimmen, sagte der Minister Till Backhaus in Schwerin.
Der Entwurf solle den Abschuss von Wölfen "vereinfachen und rechtssicher gestalten". Der Bundestag könne die geplante Gesetzesänderung schon im Herbst beschließen, heißt es in einer Mitteilung des niedersächsischen Umweltministeriums.
Backhaus zufolge sieht der Gesetzentwurf vor, dass Wölfe schneller gejagt werden als bisher, wenn sie wiederholt Nutztiere reißen. Diese sollen "dann nicht erst entnommen werden dürfen, wenn der dadurch entstandene Schaden den betroffenen Tierhalter in seiner Existenz bedroht". Er begrüße die vorgelegte Lösung "ausdrücklich". Eine Einigung sei aus Sicht der Bundesländer dringend erforderlich.
Auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies begrüßte die Lockerung des Abschussverbots. "Das war längst überfällig", heißt es in einer Mitteilung seines Hauses. Darin heißt es, auch ein Fütterungsverbot für Wölfe sei Bestandteil der Änderungen.
Schulze und Klöckner lagen im Clinch
Wölfe sind bislang strengstens geschützt und dürfen nur in sehr eng definierten Grenzen ausnahmsweise gejagt werden. Das in Deutschland ehemals ausgerottete Raubtier breitet sich seit Jahren wieder aus, was zu Konflikten mit Weidetierhaltern führt. Das emotionale Thema ist auch innerhalb der Bundesregierung aus Union und SPD umstritten.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ließ einen Gesetzentwurf erarbeiten, der Berichten zufolge jedoch im Haus von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) als nicht weitgehend genug abgelehnt wurde. Aufgrund des Streits zwischen den Ressorts übernahm demnach das Bundeskanzleramt die Koordinierung.
Backhaus zufolge wurde der Gesetzentwurf auch den Ländern zugeleitet. Wölfe siedelten sich insbesondere in einem breiten Band von Brandenburg über Sachsen und Sachsen-Anhalt bis Niedersachsen an. Aber auch in mehreren anderen Ländern halten sich die Tiere inzwischen auf.
Problemwolf in Niedersachsen lebt immer noch
In Niedersachsen sorgte ein Wolf für Streit, der 40 Nutztiere gerissen haben soll. Sein Abschuss wurde genehmigt, Tierschützer versuchten aber, die Jagd zu verhindern. Bislang konnten die Jäger das Tier nicht zur Strecke bringen, wie eine Sprecherin des dortigen Umweltministeriums gegenüber n-tv.de bestätigte. Die Erlaubnis zum Abschuss gilt noch bis zum 31. Mai. Danach müsse neu entschieden werden, so die Sprecherin.
Die Schwierigkeit sei es, den Wolf in seinem etwa 600 Quadratkilometer großen Revier aufzuspüren und zweifelsfrei zu identifizieren. Die Jagd laufe mit einer dreiwöchigen Unterbrechung bereits seit dem 23. Januar. Es habe seitdem auch weitere Fälle gegeben, in denen das Raubtier Weidetiere gerissen habe.