Union beklagt Placebo-Effekt Bundesländer fordern Rauchverbot bei Autofahrten mit Kindern
20.09.2025, 01:00 Uhr Artikel anhören
Qualmen am Steuer: Da gibt es verschiedene Techniken, die Beifahrer unterschiedlich belasten.
(Foto: IMAGO/Rolf Kremming)
Auf rauchende Eltern könnten harte Zeiten zukommen: Mehrere Bundesländer arbeiten an einer Gesetzesvorlage, die Kinder und Schwangere im Auto vor dem Qualm schützen soll. Von der CDU gibt es Bedenken, Ärztekammer und AOK sehen ein Rauchverbot im Pkw als überfällig an.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unions-Fraktion im Deutschen Bundestag, Simone Borchardt, hat Forderungen der Bundesländer nach einem Rauchverbot beim Autofahren mit Kindern und Schwangeren zurückgewiesen. "Gesundheitspolitik darf nicht bei symbolischen Einzelmaßnahmen stehenbleiben, sondern muss das gesamte System im Blick behalten. Nur dann gelingt es, echte Verbesserungen für die Gesundheit der Menschen zu erreichen", sagte Borchardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Der Schutz von Kindern und Schwangeren vor Tabakrauch sei zweifellos ein wichtiges Anliegen. "Allerdings greift es zu kurz, wenn wir dieses komplexe Problem auf eine singuläre Maßnahme wie ein Rauchverbot im Auto beschränken. Entscheidend ist eine ganzheitliche und systematische Strategie", betonte die CDU-Politikerin. "Ein ausschließliches Verbot im Auto wäre ein Placebo, denn die Realität zeigt: Viele Kinder sind auch zu Hause oder in anderen sozialen Umfeldern Tabakrauch ausgesetzt", sagte sie weiter. Ziel müsse es daher sein, den Tabakkonsum insgesamt einzudämmen. "Das geht nur mit Aufklärung, konsequenter Präventionsarbeit und wirksamen Hilfen für den Rauchstopp", betonte sie.
Eine Initiative mehrerer Bundesländer will erneut eine Gesetzesvorlage im Bundesrat einbringen, wonach das Rauchen im Auto, wenn Kinder oder Schwangere mitfahren, verboten werden soll. Stimmt die Länderkammer in ihrer nächsten Sitzung am 26. September dafür, muss sich der Bundestag mit dem Vorstoß beschäftigen.
"Passivrauchen schadet besonders Kindern massiv"
Anders äußerte sich der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. "Das Rauchverbot in Autos, in denen Minderjährige oder Schwangere sitzen, ist überfällig. Passivrauchen schadet der Gesundheit massiv. Das gilt insbesondere für Ungeborene, Kinder und Jugendliche. Es sollte selbstverständlich sein, in ihrer Gegenwart nicht zu rauchen", sagte Reinhardt den Funke-Zeitungen. Wo diese Einsicht fehle, müsse der Staat eingreifen. "In Fahrzeugen entspricht die Feinstaubbelastung durch Tabakrauch etwa der einer durchschnittlich verrauchten Bar. Wenn Vernunft und Verantwortungsgefühl fehlen, sind sanktionsbewehrte Verbote unumgänglich", so der Ärztekammer-Präsident.
Auch die Vorstandsvorsitzende der Krankenkasse AOK, Carola Reimann, sieht Handlungsbedarf. Man brauche für die wenigen Unbelehrbaren gesetzliche Einschränkungen. "Wir müssen die besonders vulnerablen Gruppen der Kinder und Schwangeren vor den Gefahren des Passivrauchens schützen", sagte Reimann.
Bedenken kamen hingegen von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Ein Rauchverbot im Auto wirkt nur, wenn es intensiv durch die Polizei kontrolliert wird. Solche Kontrollen könnten im Polizeialltag gut erfolgen, wenn wir endlich mehr Polizei auf der Straße hätten", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke den Zeitungen. Die Politik bestimme also selbst, was aus diesem Verbot werde, betonte er mit Blick auf den dann aus seiner Sicht nötigen Personalaufwuchs bei den Beamten.
Quelle: ntv.de, mau