Politik

Starkes Zeichen nach innen CSU gewährt Schmeichler Laschet ihre Gunst

Das Bild zum gewünschten Signal: Söder stellt sich hinter Laschet. Zumindest für den Augenblick.

Das Bild zum gewünschten Signal: Söder stellt sich hinter Laschet. Zumindest für den Augenblick.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Erleichterung überwiegt: Der CDU-Kanzlerkandidat hat seinen Auftritt bei der CSU absolviert. Laschet macht seinen Anspruch auf das Kanzleramt deutlich, vergisst aber nicht, Bayern ausreichend zu loben. Die Delegierten feiern ihn anschließend vielleicht ein bisschen zu überschwänglich.

Es war harte Arbeit, aber sie dürfte sich gelohnt haben: Der CSU-Parteitag sendet das erhoffte Signal der Einigkeit der beiden Unionsparteien. Kanzlerkandidat Armin Laschet liefert einen im besten Sinne soliden Auftritt, den die Delegierten in Nürnberg am Ende etwas übertrieben hymnisch feiern. Auch CSU-Chef Markus Söder kommt der Satz, "das war die Rede unseres künftigen Kanzlers" unfallfrei über die Lippen. Zumindest in den eigenen Reihen dürfte der Abschluss der zweitägigen Veranstaltung für Zuversicht gesorgt haben. Einen Dämpfer hat eher Söder erhalten.

Von einem der schwersten Auftritte des Wahlkampfs für Laschet war vor Beginn die Rede. Mit dem "Rücken zur Wand", lautete manche Einschätzung. Die CSU-Führung hatte mit der Aufforderung zu einer Trendwende angesichts zuletzt gesunkener Umfragewerte ihrerseits die Latte für den Besucher der Schwesterpartei hochgelegt. Und dem 60-Jährigen war die Anspannung zu Beginn anzumerken. Zwar gestattet ihm die Parteitagsregie einen minutenlangen, von Beifall untermalten Einmarsch an der Seite Söders in die Parteitagshalle. Doch am Podium angekommen, braucht Laschet einige Minuten zum Warmwerden.

Beeinträchtigt durch hartnäckige Stimmprobleme umwirbt der Regierungschef fortan die Delegierten, schont SPD und Grüne nicht und erkämpft eine Schlussinszenierung, die wahrscheinlich doch etwas über die Planungen des engsten CSU-Zirkels hinausgeht: Eingerahmt von der Parteiführung und den Bundestagskandidaten überschütten ihn die Delegierten regelrecht mit beinahe zehn Minuten Applaus und Armin-Rufen. Es scheinen lange Minuten für Söder, der die Huldigung aber geschehen lässt.

Keine Patzer

Zuvor hatte Laschet mit den Worten "Ich will Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden" seine gut 45-minütige Rede beendet. In ihr lobt er ausreichend den Freistaat und die CSU, flicht Lebensläufe und Zitate der Partei-Granden ein und stellt sich nicht ungeschickt neben einige Ahnen. Er erwähnt, in München dereinst studiert zu haben, zeigt ausreichend Demut mit Blick auf die lange Regierungszeit der Partei in Bayern, preist ihren politischen Sachverstand, die Prinzipientreue und Solidität.

Auch vergisst er weder Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber noch Theo Waigel und erinnert sogar an Parteigründer Josef Müller. Er umschmeichelt Söder und attestiert dem "tollen Landesvorsitzenden" ein "tolles Ergebnis" am Vortag. Wenn "wir die Wahl gewinnen, werden wir gemeinsam im Koalitionsausschuss Deutschland prägen", ruft er gleich zu Beginn in die erste Reihe.

Zudem beherzigt der Regierungschef von Nordrhein-Westfalen, dass das Schmähen der Hauptstadt Berlin und ihres politischen Personals fester Bestandteil einer CSU-Veranstaltung ist. Der Zwischenapplaus der Delegierten fällt immer wieder beinahe überschwänglich aus - der Beifall der allerengsten Parteiführung in der ersten Reihe ist hingegen verhaltener, die Mimik in einigen Gesichtern regelrecht sparsam. Die gezeigte Begeisterung der Delegierten bei Söders 70-Minuten-Auftritt am Vortag war schmaler.

Scharfe Angriffe auf Scholz

Vor allem aber attackiert Laschet die SPD und deren Spitzenkandidaten Olaf Scholz. In allen entscheidenden Situation der Nachkriegsgeschichte (Westbindung, Wiederbewaffnung, Doppelbeschluss und Wiedervereinigung) hätten die Sozialdemokraten auf der falschen Seite gestanden, sagt er. "In entscheidenden Momenten muss man Kurs halten und für diesen Kurs stehen CDU und CSU." Scholz habe als Finanzminister nur so gut gewirtschaftet, weil CDU-Kanzlerin Angela Merkel auf ihn aufgepasst habe. Seine Versäumnisse würden schon noch aufgearbeitet werden, sagte er mit Blick auf die Themen Warburg Bank, Wirecard, Cum-Ex und jüngste Ermittlungen. Ähnlich verfährt er mit den Grünen, wenn auch - wie schon Söder bei seinem Auftritt am Vortag - moderater. Zu groß soll die Hypothek für etwaige Koalitionsgespräche in schon einem Monat wohl nicht werden.

Alles gut: Es sieht nur so aus, wie einst bei Seehofer und Merkel.

Alles gut: Es sieht nur so aus, wie einst bei Seehofer und Merkel.

(Foto: picture alliance/dpa)

Am Ende stilisiert Laschet noch ein bisschen deutlicher als Söder die anstehende Bundestagswahl zu einer Richtungsentscheidung. Alles andere als eine unionsgeführte Regierung wäre ein "Angriff auf den Wohlstand". Innere Sicherheit, Erhalt des Wirtschaftsstandorts, militärische Bündnisfähigkeit - alles nur mit der Union machbar, ist der Tenor.

"Es ist natürlich nicht alles optimal gelaufen, das wissen wir ja selbst", gibt sich Laschet zudem selbstkritisch. Jetzt aber stehe es "Spitz auf Knopf" - deshalb müsse die Union kämpfen. "Die letzten Kilometer sind oft die schwersten, aber sie sind auch die entscheidenden", hatte Landesgruppenchef Alexander Dobrindt die Delegierten zuvor auf Temperatur gebracht. In bester Manier eines Generalsekretärs, der er einst war, wählte er von allen Rednern auf dem Parteitag die markigsten Worte bei seinen Angriffen auf SPD und Grüne. "Kreuz durchdrücken, Helm enger schnallen", gibt er als Devise aus. In seinem Filmchen warnen dann noch die Ehrenvorsitzenden Stoiber und Waigel vor einer linken Regierung. Und auch Staatsministerin Doro Bär gibt ihr Bestes. Dass an zwei Tagen kein Platz für den dritten Ehrenvorsitzenden Horst Seehofer war, ist wahrscheinlich eine eigene Geschichte.

War das die Wende?

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Es steht zu befürchten, dass der Satz von Generalsekretär Blume, Söder wäre der bessere Kandidat, nicht gänzlich falsch ist. Laschet ist kein Redner für Marktplätze und wird es auch nicht mehr. In großen Momenten aber kann er liefern. Das zeigte er bereits beim Showdown um den Parteivorsitz. Doch schon beim morgigen zweiten Triell wird eine einstudierte Rede mithilfe eines Manuskripts nicht helfen.

Zudem dürfte Söder über sein Wahlergebnis am Vortag erfahren haben, dass die vielen Sticheleien nach seiner Niederlage im Rennen um die Kanzlerkandidatur wenig hilfreich waren und auch in den eigenen Reihen nicht auf ungeteilten Applaus gestoßen sind. Generalsekretär Blume tat an den beiden Tagen in Nürnberg sein Bestes, die Delegierten auf das gemeinsame starke Signal einzuschwören. "An diesem Wochenende wird Geschichte gemacht", hatte Söder am Vortag angekündigt. "Wir setzen an diesem Wochenende einen neuen Trend." Das Zeichen ist vorerst ein anderes: Die Union ergibt sich noch nicht und hat die Wahl nicht aufgegeben und will wohl tatsächlich gemeinsam kämpfen. Sollte die geforderte Trendwende in den nächsten 15 Tagen aber ausbleiben, ist fraglich, wie stabil der Zusammenhalt mit der CDU, zu dem sich die CSU vorerst gezwungen hat, tatsächlich ist.

Quelle: ntv.de

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