Politik

"Hemmunglos Mist verzapft"China beschimpft Japans Premier wegen Taiwan-Äußerung

12.11.2025, 11:47 Uhr
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Bislang verfolgte Japan eine Politik der "strategischen Zweideutigkeit" in der Taiwan-Frage. (Foto: picture alliance / Jiji Press)

Öffentliche Beleidigungen stehen in Gesprächen zwischen Japan und China eigentlich nicht auf der Agenda. Eine Äußerung der neuen japanischen Ministerpräsidentin zu Taiwan schlägt jetzt aber hohe Wellen. Peking reagiert empört.

Der diplomatische Streit zwischen China und Japan wegen der Taiwan-Frage sorgt für Aufsehen. Kommentare in chinesischen Staatsmedien und Forderungen in Tokio nach der Ausweisung eines Diplomaten aus der Volksrepublik verschärften den Ton. Der chinesische Staatssender CCTV bezeichnete Äußerungen der neuen japanischen Ministerpräsidentin Sanae Takaichi zu Taiwan als "von äußerst bösartiger Natur".

Sie hätte "eine Grenze überschritten". Ein mit dem Sender verbundener Social-Media-Account bezeichnete Takaichi als "Unruhestifterin". "Wurde ihr Kopf von einem Esel getreten?", hieß es dort. "Wenn sie weiter so hemmungslos Mist verzapft, wird Takaichi womöglich den Preis dafür zahlen müssen!"

Takaichis Äußerungen hatten den Streit ausgelöst. Sie hatte im Parlament gesagt, ein chinesischer Angriff auf Taiwan könne für Japan eine "existenzbedrohende Lage" darstellen und eine militärische Reaktion Tokios auslösen. Daraufhin legte Peking formell Protest ein. Der chinesische Generalkonsul in Osaka, Xue Jian, kommentierte einen Artikel über Takaichis Äußerungen mit den Worten, "der schmutzige Kopf, der sich einmischt, muss abgeschlagen werden". Die Regierung in Tokio bezeichnete dies wiederum als "äußerst unangemessen" und beschwerte sich in Peking. Takaichi erklärte daraufhin, sie werde solche Äußerungen künftig unterlassen.

Neue Politik in Taiwan-Frage

Mit ihren Worten bricht die Ministerpräsidentin mit der bisherigen Politik der "strategischen Zweideutigkeit" in der Taiwan-Frage. Diese wird auch von Japans wichtigstem Sicherheitspartner, den USA, verfolgt. Bislang hatten japanische Regierungsvertreter es vermieden, Taiwan bei der öffentlichen Erörterung solcher Szenarien direkt zu erwähnen.

Die Regierung in Peking betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als abtrünnige Provinz und schließt eine gewaltsame Eroberung nicht aus. Die Insel liegt nur etwa 110 Kilometer von japanischem Hoheitsgebiet entfernt. Die Regierung in Taipeh weist den Souveränitätsanspruch Pekings zurück.

In Japan forderten führende Politiker die Ausweisung des chinesischen Diplomaten Xue. Takayuki Kobayashi von der Regierungspartei LDP und der prominente Oppositionsabgeordnete Kenta Izumi sprachen sich für eine rasche Ausweisung aus. China erklärte, der inzwischen gelöschte Beitrag sei von Xue in persönlicher Eigenschaft verfasst worden. Der taiwanische Außenminister Lin Chia-lung sagte, die Äußerungen des Konsuls liefen Gefahr, antijapanische Stimmungen in China zu schüren. "Wenn dies nicht richtig gehandhabt wird, könnte es erheblich eskalieren", sagte Lin.

Quelle: ntv.de, raf/rts

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