Verdacht der Korruption Chinas Ex-Internetzensor festgenommen
22.11.2017, 09:22 Uhr
Lu Wei (l.) bei einem Treffen mit Staatschef Xi Jinping und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
(Foto: dpa)
Der ehemalige chinesische Internetzensor Lu Wei befindet sich in Gewahrsam der Kommunistischen Partei. Ihm werden "ernste disziplinarische Verstöße" vorgeworfen. Als Cyber-Verwalter mit Beziehungen zu Internetkonzernen ist Wei stark umstritten.
Chinas früherer oberster Internetwächter Lu Wei ist unter dem Verdacht der Korruption festgesetzt worden. Ihm werden "ernste disziplinarische Verstöße" vorgeworfen, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Mit dem Vorwurf umschreibt die Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei in der Regel Korruptionsvorwürfe. Einzelheiten wurden nicht genannt.
Der verhasste Lu Wei personifizierte wie kein anderer die strenge chinesische Internetzensur, gefiel sich aber gleichzeitig bei Treffen mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, Apple-Chef Tim Cook oder Amazon-Gründer Jeff Bezos. Bis 2016 führte der heute 57-Jährige die mächtige Cyber-Verwaltung, blieb aber Vize-Propagandachef und hielt zuletzt sogar noch einen Sitz im neuen Zentralkomitee.
Lu Wei ist der erste "Tiger", sprich hohe Funktionär, der seit dem 19. Parteitag im Oktober dem Anti-Korruptions-Kampf von Staats- und Parteichef Xi Jinping zum Opfer fällt. "Mit sechs anderen Personen, entweder Kollegen oder Familienmitgliedern, wurde Lu Wei vor ein paar Tagen für die Ermittlungen abgeholt", zitierte die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" eine Quelle. Sein Sekretär, zwei mittlere Beamte und sein Fahrer seien vernommen worden.
Bei Korruptionsvorwürfen gegen Parteimitglieder ermittelt in China immer erst die Disziplinarkommission der Partei und nimmt den Beschuldigten auch in ihre Gewalt. Nach Abschluss der Untersuchungen wird der Angeklagte in der Regel aus der Partei ausgeschlossen und dann erst den normalen Justizbehörden zur Strafverfolgung übergeben.
In keinem Land der Erde wird die Internetfreiheit so mit Füßen getreten wie in China, stellte die US-Organisation Freedom House erst vergangene Woche in ihrem Jahresbericht wieder fest. Die Behörden sperren nicht nur soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Youtube und Instagram, sondern blocken auch alle Google-Dienste sowie Tausende Websites wie von der "New York Times", dem "Wall Street Journal", von Amnesty und Human Rights Watch. Ein Heer von Zensoren kontrolliert zugleich chinesische soziale Medien wie Weibo oder WeChat.
Quelle: ntv.de, lri/dpa