Protest gegen Rentenreform Demonstranten stürmen Blackrock-Zentrale in Paris
06.04.2023, 19:18 Uhr Artikel anhören
Bei den Protesten kam es erneut zu Ausschreitungen - während einige der Protestierenden gegenüber den Beamten gewalttätig wurden, setzten diese Tränengas ein.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
In Frankreich ziehen erneut Hunderttausende gegen die umstrittene Rentenreform auf die Straße. Dabei eskaliert die Situation: Demonstranten werfen Flaschen auf Polizisten, die ihrerseits Tränengas einsetzen. Außerdem dringen einige der Protestierenden in ein symbolträchtiges Gebäude ein.
Am elften Protesttag in Frankreich gegen die Rentenreform haben sich etwas weniger Menschen als zuvor beteiligt. Am Nachmittag kam es erneut zu Ausschreitungen am Rande der Demonstrationen in Paris und anderen Orten. In der Nähe des Pariser Restaurants "La Rotonde", in dem Präsident Emmanuel Macron einst seinen Wahlsieg gefeiert hatte, gerieten radikale Demonstranten und Sicherheitskräfte aneinander. Die Polizei wurde mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen und setzte ihrerseits Tränengas ein.
Am Vormittag hatten Demonstranten mehrere Straßenblockaden in der Nähe von Lyon, Rennes und Brest errichtet. In mehreren Universitäten und Gymnasien gab es Protestaktionen, einige Demonstrantinnen und Demonstranten versperrten den Zugang zu einem Teil des Pariser Flughafens Charles de Gaulle. Auch der Bahnverkehr war erneut beeinträchtigt, allerdings weniger stark als an den vorherigen Protesttagen. Das Bildungsministerium meldete weniger als acht Prozent Streikende bei den Lehrkräften. Die Sicherheitskräfte rechneten landesweit mit bis zu 800.000 Demonstrierenden. Etwa 11.500 Polizisten und Gendarme waren im Einsatz.
Einige der Protestierenden drangen zudem in ein Firmengebäude in Paris ein. Auf Videos war zu sehen, wie sie Leuchtfackeln hielten und Sprechchöre sangen. "Es braucht Geld, um unser Rentensystem zu finanzieren. Hier gibt es welches", rief ein Sprecher der Eisenbahner-Gewerkschaft CGT Cheminots der Zeitung "Le Parisien" zufolge ins Megafon. "Anstatt zwei Lebensjahre von den Arbeitnehmern zu nehmen, sollte Macron es hier suchen."
Blackrock als Feindbild der Demonstranten
In dem Gebäude sitzt auch der US-Vermögensverwalter Blackrock, der auf Anfrage keinen Kommentar abgab. In Macrons erster Amtszeit war Blackrock während der Streiks und Proteste gegen die damals geplante Rentenreform zu einer Art Feindbild geworden - Reformgegner waren der Auffassung, dass der Vermögensverwalter von den Reformplänen Macrons profitiere und Einfluss auf die Pläne genommen habe. Blackrock bestritt dies. Bei den aktuellen Protesten gegen die Rentenreform hat Blackrock bisher hingegen keine Rolle gespielt.
Die umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron ist mittlerweile beschlossen. Er und die Mitte-Regierung wollen damit ein Loch in der Rentenkasse verhindern. Die Gewerkschaften und große Teile der Opposition lehnen die Reform als unfair ab. Derzeit liegt das Renteneintrittsalter in Frankreich bei 62 Jahren.
Im Streit um die Reform hatte Frankreichs Regierungschefin Élisabeth Borne die Gewerkschaften am Mittwoch getroffen. Diese erklärten die Gespräche später für gescheitert. Ihrer Forderung, die Reform zurückzunehmen, kam Borne nicht nach. Vielmehr möchte die Regierung mit den Gewerkschaften andere Themen der Arbeitswelt bereden. Noch ist die Rentenreform nicht in Kraft getreten. Macron will, dass dies bis zum Jahresende geschieht. Derzeit wird das Vorhaben vom Verfassungsrat geprüft.
Quelle: ntv.de, spl/dpa/AFP