Gouverneur Newsom in BelémDer Anti-Trump ist der heimliche Star der Klimakonferenz

Gavin Newsom bietet Donald Trump die Stirn und könnte für die Demokraten ins nächste Rennen um das Weiße Haus ziehen. Bei der Klimakonferenz füllt Kaliforniens Gouverneur die Lücke, die der US-Präsident ihm öffnet - und macht den Anwesenden Hoffnung auf ein anderes Amerika.
Sie sind alle nach Belém gekommen: die Chinesen, die Saudis, Prince William, Bundeskanzler Merz und der Rest der Welt. Nur die zweitgrößte Volkswirtschaft und der zweitgrößte CO2-Emittent der Welt fehlt in Brasilien: die USA. Donald Trump ist bekennender Klimawandel-Leugner. Aus der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCC) auszutreten, war eine seiner ersten Amtshandlungen. Das sei "dumm" gewesen, sagt Gavin Newsom auf der Klimakonferenz. Der Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien nutzt die COP30 für seine Dauerinszenierung als Gegenspieler des US-Präsidenten.
Das kommt gut an, steht Newsom doch für ein anderes Amerika als jenes, dessen Präsident sich über Klimaschutz lustig macht, Windräder für "Betrug" hält und die US-Naturschutzgebiete für noch mehr Öl- und Gasbohrungen preisgibt. Entsprechend voll ist es, als Newsom im deutschen Pavillon eine Anti-Trump-Rede hält. Er erntet viel Applaus. So gut wie zur Unterzeichnung des Partnerschaftsabkommens zwischen Baden-Württemberg und Kalifornien wird der Pavillon selten besucht. Die Bundesregierung präsentiert dort traditionell ihre Klimaschutzanstrengungen und lädt zum Dialog.
Der Besucherandrang liegt natürlich an ihm: Gavin Newsom wird auf der Klimakonferenz empfangen wie ein Superstar. Überall begleitet ihn eine riesige Traube an Journalisten, Aktivisten und Fans aus aller Welt. Sie alle erhoffen sich von ihm einen Hoffnungsschimmer. Geht Klimaschutz doch noch mit den USA?
"Wind und Sonne gehen uns nie aus"
Immerhin stellt Kalifornien auch ohne den Rest der USA die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Und der Demokrat Newsom ist einer der wenigen Gouverneure, die dem republikanischen US-Präsidenten regelmäßig die Stirn bieten. Auch in Belém nutzt er jede Bühne, um gegen Trump auszuteilen. "China ist auf dem Weg, die nächste große globale Industrie zu dominieren. Die Vereinigten Staaten könnten sich entscheiden, dumm zu bleiben - aber Kalifornien tut's nicht." Newsom zeigt, dass Klimapolitik und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können und setzt auf Kooperation: "Wir treten mit offener Hand, nicht mit geballter Faust auf."
Im exklusiven Gespräch mit ntv unterstreicht Kaliforniens Umweltminister Wade Crowfoot den langfristigen Kurs des Bundesstaates: "Seit Ronald Reagan Gouverneur war, haben wir auf Klimaschutz gesetzt. Wir haben Umweltverschmutzung reduziert und gleichzeitig unsere Wirtschaft zur viertgrößten der Welt ausgebaut. Das ist machbar. Teile Deutschlands sind auf demselben Weg. Wir sind hier, um zu zeigen: Wir brauchen saubere, sichere Energie."
Dass Klimaschutz kein Kostenrisiko bleiben muss, sondern Versorgungssicherheit bringt, habe Kalifornien selbst erlebt: "Es war nicht immer günstig, aber durch gezielte Förderung - etwa von Solar - wurden neue Technologien erschwinglich. Wind und Sonne gehen uns nie aus, und wir machen uns unabhängig von globalen politischen Krisen."
"Revolution der Erneuerbaren findet statt"
Kalifornien ist Teil eines progressiven Staatenbündnisses, das Trumps Blockadehaltung beim Klima trotzt: "Wir repräsentieren mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung und Wirtschaft. Auch ohne Bundesregierung: Wir bleiben zuverlässige Partner der Welt in der Transformation", sagt Crowfoot. Deutschland wünscht sich Crowfoot mutiger: "Unser Gouverneur sagt klar, dass man den Mächtigen die Wahrheit sagen muss. Diese Klimakrise bedroht Kalifornien und ist der Schlüssel zu unserer wirtschaftlichen Zukunft. Wir werden weiterhin offen sprechen - und hoffen, dass weltweit immer mehr Regierungschefs mitziehen."
Die Zusammenarbeit mit deutschen Bundesländern wie Baden-Württemberg sieht Crowfoot als Modell: "Das ist ein großartiger Partner - gemeinsam kommen wir schneller und weiter." Doch wie gefährlich ist die Blockade aus dem Weißen Haus? Crowfoot ist kämpferisch: "Es ist eine Herausforderung, aber es wird unseren Fortschritt nicht stoppen. Die Revolution der Erneuerbaren findet längst statt. Sie liefert günstige Energie - darauf müssen wir weiter setzen."
Newsom selbst mahnt: Die USA riskieren, wirtschaftlich abgehängt zu werden, wenn sie sich aus den globalen Klimaverhandlungen heraushalten. Schon jetzt profitierten Staaten wie China von der US-Zurückhaltung, während Kalifornien - an der Spitze beim Ausbau erneuerbarer Energien und Heimat vieler KI-Unternehmen - zeige, dass Klimaschutz ökonomische Chancen bietet. Klimapolitik, sagt Newsom, ist längst kein parteipolitisches Thema mehr, sondern ein globales Wettrennen um die Zukunft. Kalifornien will vorne mitlaufen, Trump hin oder her. Und wer weiß schon, wer die USA nach ihm regiert?