Politik

"Ein deutlicher Rückgang" Der IS verliert weiter an Bedeutung

SEK-Beamte nach dem Einsatz bei einem 31-Jährigen in Köln, der eine Rizin-Bombe bauen wollte.

SEK-Beamte nach dem Einsatz bei einem 31-Jährigen in Köln, der eine Rizin-Bombe bauen wollte.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Ermittlungsbehörden zählen in Deutschland immer weniger islamistische Gefährder, geplante Anschläge werden von den Behörden vereitelt. Dafür gibt es vor allem einen Grund.

Es ist noch nicht lange her, da war Europa in Furcht vor Terroristen des sogenannten Islamischen Staates. Sie mordeten, folterten und köpften wahllos. Bereits Kindern brachten sie bei, wie sie mit dem Messer am besten eine Gurgel durchtrennen. Sie töteten 130 Menschen in Paris, sprengten sich im Flughafen und der U-Bahn in Brüssel in die Luft und rasten mit einem LKW auf dem Berliner Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge. Jahrelang versetzten IS-Terroristen so große Teile der Welt in Angst und Schrecken.

Doch nun ist der IS, so scheint es, zumindest in Deutschland, auf dem Rückzug. Die neuesten Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) sprechen eine deutliche Sprache. Wie RTL und ntv von den Ermittlern erfahren, haben sie per Stichtag 1. April 2020 rund 560 Gefährder und 520 sogenannte relevante Personen im Visier. Im Jahr zuvor waren es noch 240 mehr.

Auch die Bundesanwaltschaft bestätigt, dass die Zahl der Ermittlungsverfahren rückläufig ist. Musste der Generalbundesanwalt 2018 noch knapp 860 Ermittlungen im Bereich islamistischer Terrorismus übernehmen, so waren es im vergangenen Jahr "nur" noch 401. "Da ist ein deutlicher Rückgang in den letzten drei Jahren an Ermittlungsverfahren zu verzeichnen", sagt Martin Schmitt von der Bundesanwaltschaft.

Und auch das Bundesamt für Verfassungsschutz registriert aktuell einen langsamen Rückgang der Zahlen. Rund 2080 Personen aus dem islamistisch-terroristischem Spektrum sind im Kölner Amt registriert. Im Jahr zuvor waren es noch 100 mehr.

Mehr Islamisten hinter Gittern

Zweifelsohne sind die Dschihadisten aber nicht einfach verschwunden. Es gibt sie noch im Irak, Syrien oder Afghanistan, aber ebenso in München, Berlin, Hamburg oder Köln. Viel spricht dafür, dass sie in Hinterzimmern weiterhin ihren Hass kultivieren und Pläne schmieden.

Doch es sind weniger geworden. Hunderte haben in Syrien und dem Irak inzwischen ihr Leben gelassen, andere Dschihadisten bevorzugen das sichere Europa vor einer Ausreise in den Nahen Osten. "Die Ausreisebewegungen in Richtung des syrisch-irakischen Krisengebietes haben sich verringert", so ein Sprecher des BKA.

Andere hingegen sitzen hinter Gittern. "In Deutschland nimmt die Zahl der verurteilten Straftäterinnen und Straftäter mit islamistischem Hintergrund kontinuierlich zu", so das Bundesjustizministerium auf eine Anfrage der Linksfraktion. Andere sind bereits wieder entlassen - wohin sie ziehen, wird sich erst noch zeigen.

Weiterhin werden Anschläge geplant. So wollte ein 31 Jahre alter Tunesier 2018 mit 1000 hochgiftigen Rizinsamen möglichst viele Menschen in Deutschland töten. Er wurde im März in Düsseldorf zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Einige Dschihadisten sind aber auch geläutert. Männer wie Eren R. aus dem Ruhrgebiet. Einen Anschlag wollte er hier verüben, der Sicherheitskräfte treffen sollte. Aber er wurde geschnappt, kam ins Gefängnis und wurde nach seiner Entlassung noch lange als Gefährder eingestuft. Drei Jahre später geht er wieder seiner großen Leidenschaft nach und spielt Fußball, er steht vor der Abschlussprüfung als Kaufmann, ist frisch verliebt und froh, dass seine Zeit als Terrorist vorbei ist. "Ich kann mir heute beim besten Willen nicht mehr vorstellen, was ich damals gedacht, gefühlt und getan habe", sagt der Dschihadist von einst. "Und ich bin unendlich dankbar, dass ich mit all dem nichts mehr zu tun habe."

Quelle: ntv.de

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