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Biden gegen Trump, Teil 2 Die Schlammschlacht, die kaum jemand will

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Politische Rivalen: Joe Biden und Donald Trump

Politische Rivalen: Joe Biden und Donald Trump

(Foto: AP)

Die US-Amerikaner werden in eine Neuauflage der vergangenen Präsidentschaftswahl gezwungen. US-Präsident Biden stellen sie kein gutes Arbeitszeugnis aus. Aber lehnen sie Donald Trump weniger ab?

Geschieht das wirklich? Donald Trump und Joe Biden haben in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch beide die Kandidatur für ihre Partei gesichert. Dass Biden als Präsident die Unterstützung der Demokraten bekommen würde, war trotz seines Alters keine Überraschung. Niemand sägt einen Amtsinhaber ab, der zudem schon einmal gegen den vermutlichen Gegner gewonnen hat. Doch dass Trump es noch einmal schafft, wurde seit dessen Niederlagen - eine direkte 2020 und die bei den Kongresswahlen 2022, die ihm ebenfalls angelastet wurden - angezweifelt. Trotzdem hat er die Republikaner fest im Griff. Und er will Revanche.

Im November kommt es damit zur Neuauflage des Duells von 2020. Trump war einer der wenigen US-Präsidenten, die nach einer Amtszeit wieder abgewählt wurden - aus verschiedenen Gründen. Unter anderem war sein Umgang mit der Corona-Pandemie insbesondere zu Beginn chaotisch, zudem waren die US-Amerikaner seiner permanenten Selbstdarstellung müde. Sie wählten Biden, weil sie ihn nach Jahrzehnten in der Politik kannten und er ein Zurück in ruhigere Zeiten versprach. Der führt zwar mit bedachter Hand. Aber ruhig sind die Zeiten bei Weitem nicht. Zufrieden ist kaum jemand.

Die Umfragen sind schon lange deutlich. Die US-Amerikaner wollen nicht schon wieder zwischen Trump und Biden entscheiden müssen. Anhänger beider Parteien möchten stattdessen neue, primär jüngere Köpfe an der Spitze sehen. Dem 81-jährigen Biden ist sein Alter inzwischen überdeutlich anzumerken und auch der 77-jährige Trump ist nicht mehr der Jüngste. Bidens Beliebtheit nimmt langsam, aber sicher ab. Er liegt inzwischen bei sehr schlechten 38 Prozent. Trump hingegen hat im vergangenen halben Jahr zugelegt, rund 43 Prozent haben eine positive Meinung über ihn. Vielleicht noch nie waren die Lebensjahre und die gesundheitliche Eignung von Kandidaten ein solch großes Thema bei einer Präsidentschaftswahl.

Der Ex-Präsident war schon immer ein eher inkohärenter Redner. Besser ist es auf keinen Fall geworden. Dabei ist nicht klar, ob Trump sich einfach nur verspricht, flapsig in Versatzstücken erzählt, was ihm gerade einfällt, oder merklich mental abbaut. Für Biden dürfte sein Alter ein noch größeres Problem werden, als es ohnehin schon ist. Bei der Rede zur Lage der Nation, die in der vergangenen Woche von den Demokraten als Zeichen der Stärke interpretiert wurde, konnte der Jubel der eigenen Kongressmitglieder nicht vertuschen, dass sich der Präsident fast immer dann versprach, wenn er einen etwas komplexeren Satz mit Nachdruck in Richtung Republikaner bellen wollte.

Ukraine-Krieg auf dem Zettel

Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump ein weiteres Mal jahrelang eine diplomatische Schockwelle nach der nächsten auslöst, ist nun wesentlich wahrscheinlicher geworden. Der Ex-Präsident brüstete sich am Mittwoch in einer Videobotschaft mit seinem Erfolg: "Dies ist euer Lieblingspräsident, der zu euch an einem großen Tag des Sieges spricht", sagte er und ließ danach seine typischen Tiraden im Singsangton los. Die USA würden in der Welt "als Witz wahrgenommen", mit dem Land gehe es nur bergab, er hingegen werde die Grenzen schließen und "bohren, Baby, bohren", da die Energiekosten viel zu hoch seien, "obwohl wir flüssiges Gold unter unseren Füßen haben".

Inhaltliche Gemeinsamkeiten haben Biden und Trump kaum. Aus europäischer Sicht ist der Ukraine-Krieg der wohl wichtigste Streitpunkt zwischen den beiden designierten Kandidaten. Biden will Kiew in seinem Verteidigungskampf gegen Moskau weiterhin unterstützen, da er darin wie viele andere einen ersten geopolitischen Dominostein sieht, der nicht fallen darf. Die Ukraine benötigt die westliche Allianz. Ohne weitere Hilfen der USA ist der Krieg wohl verloren. Schon jetzt müssen die Verteidiger ihre Munition rationieren.

Trumps Gefolgsleute im Kongress blockieren jedoch neue Hilfen. Der Republikaner hat laut Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán zwar einen "detaillierten Plan", wie er den Krieg beenden würde. Geld möchte er demnach jedoch keines mehr ausgeben. Im Wahlkampf hat Trump mehrfach gedroht, als Staatschef würde er die Russen dazu ermutigen, "was auch immer sie wollen" mit NATO-Ländern zu machen, die zu wenig für ihr Militär ausgäben. Das klingt nicht so, als wolle er Wladimir Putin aufhalten. Sondern ihn als Druckmittel gegen die formal eigenen Verbündeten benutzen.

Fehlende Zustimmung ist nicht Ablehnung

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Es gibt weitere Präsidentschaftskandidaten: Der linke Intellektuelle Cornel West sowie Robert Kennedy als Unabhängige, Jill Stein für die Grünen und Chase Oliver für die Libertären, aber sie werden den beiden großen Namen nicht mehr als Stimmen wegnehmen. Halten sie bis November durch, beeinflussen sie den Zweikampf an den Urnen. Sie können das Zünglein an der Waage werden, aber eine Siegchance haben sie nicht. Stattdessen werden die US-Amerikaner eine weitere Schlammschlacht zwischen den Rivalen erleben, bei der kaum jemand zusehen möchte. Trotzdem werden sie und die Welt dazu gezwungen.

Der Präsident hat in seinen ersten drei Jahren nicht alles umgesetzt, was er versprochen hatte. Doch Biden und sein Team haben schon einmal gegen Trump gewonnen, hoffen auf weiterhin gute Wirtschaftsdaten und darauf, dass sie ihre bunte Wählerkoalition einigermaßen zusammenhalten können. Von weiblicher Seite etwa ist die Ablehnung Trumps noch deutlicher geworden, seit der konservativ dominierte Supreme Court das allgemeine Abtreibungsrecht gekippt hat. Und sollten sich die US-Amerikaner nicht für Biden, sondern primär gegen Trump entscheiden, würde das dem Demokraten schon ausreichen. So wie 2020.

Quelle: ntv.de

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