Israelis vs. Palästinenser Die leidvolle Geschichte hinter dem Nahost-Konflikt
19.10.2023, 10:00 Uhr Artikel anhören
Demonstranten im Westjordanland 1988. In den 1980er Jahren nahmen die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern immer mehr zu.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Die Eskalation im Nahen Osten durch den Großangriff der Hamas reiht sich ein in einen jahrzehntelangen Konflikt in der Region. Teile der palästinensischen und der israelischen Bevölkerung haben sich im Zeitverlauf radikalisiert, sagt der israelische Historiker Meron Mendel. Wie konnte es so weit kommen?
Als Reaktion auf den Antisemitismus in Europa im 19. Jahrhundert entstand der Zionismus. Hierbei handelt es sich um eine jüdische Bewegung, die einen selbstständigen Nationalstaat für Juden anstrebt. Dieser sollte nach verschiedenen Überlegungen schließlich im damaligen Palästina errichtet werden. Palästina war zu dieser Zeit ein Teil des Osmanischen Reiches. Religiös betrachten Juden dieses Gebiet im Nahen Osten als ihre Heimat. Im Laufe der Jahre wanderten Zehntausende Juden nach Palästina ein, um sich dort dauerhaft niederzulassen.
Im Zuge des Ersten Weltkriegs eroberten die Briten das palästinensische Areal. 1923 wurde Palästina schließlich britisches Mandatsgebiet. "Großbritannien hat damals beiden Seiten, den Juden und der arabisch-stämmigen Bevölkerung, territorial ein ähnliches Versprechen gemacht", sagt der israelische Historiker Meron Mendel im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". Hier habe der Konflikt, den wir heute sehen, bereits seinen Ursprung gehabt.
Vehement zu eskalieren, drohte die Situation zwischen Juden und der arabisch-stämmigen Bevölkerung auf dem Gebiet jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Hunderttausende Holocaust-Überlebende wollten Deutschland schnellstmöglich verlassen, nachdem die Nazis im Zweiten Weltkrieg sechs Millionen Juden ermordet hatten. In Deutschland konnten sie nicht bleiben. Und so machten sich die Überlebenden auf ins britische Mandatsgebiet Palästina. Hier nahm die Geschichte ihren Lauf.
Siedlungen, Radikalisierung, Anschläge
Wer hat recht und wer ist schuld? Die Antworten hierauf gehen - je nachdem, wen man fragt - weit auseinander. Frust, Wut und Hass wuchsen, je länger der Konflikt anhielt. Auf beiden Seiten haben sich in den folgenden Jahrzehnten Teile der Bevölkerung radikalisiert, erklärt Mendel. Streng religiöse orthodoxe Juden sowie radikal-islamische Gruppierungen beanspruchen jeweils das gesamte Gebiet für sich allein. Die zivilen Bevölkerungen unterlagen in den vergangenen Jahrzehnten unzähligen Kriegen, Konflikten und Menschenrechtsverletzungen.
Die israelische Regierung errichtete im Verlauf der Zeit immer mehr illegale Siedlungen auf dem Gebiet der Palästinenser. Dieses Vorgehen wird von Menschenrechtsorganisationen als völkerrechtswidrig eingestuft. Hunderttausende mussten ihre Häuser verlassen und suchten Schutz in umliegenden Ländern wie Jordanien. Mittlerweile existieren etliche palästinensische Flüchtlingscamps, in denen sich die humanitäre Lage immer weiter zuspitzt.
Teile der palästinensischen Bevölkerung radikalisierten sich während der letzten Jahrzehnte immer stärker. Terroristische Gruppierungen entstanden und verübten mehrfach Anschläge auf Israel. Als Folge schafften es die Palästinenser bis heute nicht, mit einer Stimme zu sprechen. Ein Teil der Palästinenser lebt im Gazastreifen auf engstem Raum ökonomisch in voller Abhängigkeit von Israel, beherrscht und unterdrückt von der radikal islamischen Hamas. Der andere Teil der Palästinenser lebt im Westjordanland unter der vergleichsweise gemäßigten Regierung von Präsident Abbas.
Ob eine Zwei-Staaten-Lösung nach der jüngsten Eskalation noch eine Chance hat, bleibt abzuwarten. Dafür muss eine gemeinsame Basis geschaffen werden, sagt Mendel. Doch ganz hoffnungslos sei das Vorhaben immer noch nicht, findet der Historiker. Was dafür notwendig wäre, beschreibt Mendel in dieser Podcast-Folge.
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Quelle: ntv.de