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Mindestvorgabe nun vier Prozent EU-Kommission drückt Neuregelung von Brachflächen durch

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Klatschmohn statt Getreide: Diese Agrarfläche liegt aktuell brach.

Klatschmohn statt Getreide: Diese Agrarfläche liegt aktuell brach.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Landwirtschaftliche Flächen in der EU sollen brachliegen, damit sich Böden erholen können. Erträge werfen sie in dieser Zeit nicht ab, was Landwirte stört. Die wollen die Brachflächen daher möglichst klein halten. Die EU-Kommission erhört sie nun. Deutschland will das aber ignorieren.

Die EU-Kommission setzt trotz Uneinigkeit unter den Mitgliedstaaten Zugeständnisse an Landwirtinnen und Landwirte durch. Brüssel entschied im Alleingang über eine Ausnahme von Vorschriften für einen Mindestanteil an Brachland auf Ackerflächen, wie aus dem EU-Amtsblatt hervorgeht. Die Regelung soll durch eine Mindestvorgabe für den Anbau von Zwischenfrüchten ersetzt werden. Die neue Vorgabe ist niedriger als von Mitgliedstaaten wie Deutschland gefordert.

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU sieht vor, dass Landwirte vier Prozent ihrer Nutzflächen brach liegen lassen. Dadurch sollen Flächen für wild lebende Arten geschaffen werden. Die Kommission hatte die Regelung infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ausgesetzt, ursprünglich um die Lebensmittelversorgung abzusichern.

Die Ausnahme soll nun bis Ende des Jahres verlängert werden, Brüssel führt allerdings eine Ersatzvorgabe ein: Landwirtinnen und Landwirte erfüllen demnach die Vorgabe, wenn sie "einen Mindestanteil von vier Prozent ihrer Anbauflächen für nichtproduktive Flächen und Merkmale" nutzen, hieß es der Veröffentlichung. Dazu gehören neben brachliegenden Flächen auch der Anbau von stickstoffbindenden Pflanzen wie Linsen, Erbsen und Bohnen oder Zwischenfrüchten.

Ursprünglich hatte Brüssel für die stickstoffbindenden Pflanzen einen Mindestanteil von sieben Prozent der Ackerflächen vorgeschlagen, was Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir begrüßte. Mit der Absenkung auf vier Prozent schieße die Kommission jedoch über das Ziel hinaus, kritisierte Özdemir vergangene Woche, als die neuen Pläne bekannt wurden.

Lemke kündigt Contra bereits an

In einer ersten Abstimmung hatte sich Deutschland am Freitag deshalb enthalten. Auch weitere EU-Länder enthielten sich, eine Mehrheit kam nicht zustande. Die Kommission ist für die Entscheidung nach geltendem EU-Recht jedoch nicht auf die Zustimmung der Mitgliedstaaten angewiesen. Sie kann die Pläne im Alleingang durchsetzen.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach von einem "überstürzten und unreifen Beschluss". Die Vorgabe müsse die Artenvielfalt schützen, von der langfristig auch die Produktivität der Landwirtschaft abhänge, erklärte Lemke. Sie werde sich dafür einsetzen, dass die Ausnahme in dieser Form in Deutschland nicht umgesetzt wird.

Die Bundesregierung trete in Brüssel auf die Bremse, kritisierte hingegen der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Europaparlament, Norbert Lins. Die Entscheidung der EU-Kommission sei ein "sehr gutes Signal für die Landwirtschaft". Lins forderte, die Ausnahmen auch über 2024 hinaus zu verlängern.

In mehreren europäischen Ländern gehen Landwirtinnen und Landwirte seit Wochen gegen die Agrarpolitik ihrer Regierungen und Vorgaben aus Brüssel auf die Straße. Frankreichs Regierung stellte den Bauern daraufhin unter anderem Ausnahmen von den EU-Umweltauflagen in Aussicht.

Quelle: ntv.de, als/AFP

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