Hohe Infektionszahlen weltweit EU hält wohl an Einreisestopp fest
24.06.2020, 13:25 Uhr
Die Einreise in EU-Länder wie Deutschland könnte auch in Zukunft untersagt bleiben.
(Foto: imago/Frank Sorge)
In Staaten wie Brasilien oder den USA ist die erste Welle der Coronavirus-Pandemie noch längst nicht überstanden. Vielerorts steigen die Infektionszahlen. Für die EU-Mitgliedsländer könnte das ein Grund sein, an dem geltenden Einreisestopp für Drittstaaten nicht zu rütteln.
Für Bürger aus stark vom Coronavirus betroffenen Ländern wie den USA, Brasilien oder Russland zeichnet sich keine Lockerung des EU-Einreiseverbots ab. Die EU-Botschafter der EU-Staaten wollen im Laufe des Tages über Kriterien für jene Länder beraten, aus denen die Einreise in die EU ab Juli wieder erlaubt sein soll. Oberstes Kriterium soll die epidemiologische Lage vor Ort sein. Wie es aus EU-Kreisen hieß, soll die Infektionszahl pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen zwei Wochen ein wichtiger Entscheidungsfaktor sein und einen bestimmten Wert nicht übersteigen dürfen.
Dieser Wert könnte sich nach dem aktuellen Durchschnitt für die gesamte EU richten, wie die "New York Times" berichtete. Die Beratungen darüber liefen noch. Bislang ist unklar, ob es heute eine Einigung auf die Kriterien geben wird. Auch über andere Kriterien wird beraten: Voraussetzung für die Einreise könnte demnach sein, dass der Trend der Infektionen rückläufig ist und dass auch die jeweiligen Drittstaaten EU-Bürger einreisen lassen, wie es aus EU-Kreisen hieß. Zudem soll die Glaubwürdigkeit der vorgelegten Daten berücksichtigt werden.
Mit Blick auf die Infektionen innerhalb der vergangenen zwei Wochen liegen die meisten EU-Staaten sowie viele Länder in Afrika einer Übersicht der EU-Gesundheitsbehörde ECDC von Dienstag zufolge unter 20 pro 100.000. Gleiches gilt etwa für Kanada, Grönland, Australien, die Türkei und China. Der Durchschnitt für die gesamte EU beträgt 16. Brasilien, Peru und Saudi-Arabien liegen demnach bei mehr als 120 Fällen, die USA, Russland und Südafrika zwischen 60 und 120.
Zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hatten sich Mitte März alle EU-Staaten außer Irland sowie die Nicht-EU-Staaten Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island darauf geeinigt, nicht zwingend notwendige Reisen in die EU zunächst zu verbieten. Der Einreisestopp war mehrfach verlängert worden und gilt derzeit bis Ende Juni. Dann soll er nach und nach gelockert werden.
Die EU-Kommission schlug dazu vor knapp zwei Wochen Kriterien vor, über die die EU-Staaten derzeit beraten: Am wichtigsten sei die Virus-Situation in dem jeweiligen Land, sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson. Zudem müssten auf der Reise nach Europa Maßnahmen zur Eindämmung des Virus eingehalten werden können. Auch pocht die EU-Kommission auf Gegenseitigkeit - die Länder sollen also auch die Bürger der 30 europäischen Staaten einreisen lassen.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa