Kritik von Flüchtlingshelfern Erneut startet ein Abschiebeflug nach Kabul
14.08.2018, 16:02 Uhr
Es ist der erste Flug seit dem Suizid eines abgeschobenen Afghanen.
(Foto: picture alliance/dpa)
In Afghanistan breitet sich der Krieg mit radikalislamischen Gruppen weiter aus. Erst vergangene Woche starben bei einem Taliban-Angriff Hunderte Menschen. Dennoch soll erneut ein Abschiebeflug in das unsichere Land starten. Aktivisten kritisieren das scharf.
Trotz der sich weiter verschlechternden Sicherheitslage in Afghanistan steht eine weitere Sammelabschiebung aus Deutschland bevor. Wie Flüchtlingsaktivisten von Pro Asyl in Deutschland und Regierungsquellen in Afghanistan bestätigten, sollen am Dienstagabend erneut abgelehnte Asylbewerber nach Kabul abgeschoben werden. Der Flug solle am Dienstag um 21.15 Uhr am Flughafen München starten, sagte eine Mitarbeiterin des Bayerischen Flüchtlingsrates.
Ein Mitarbeiter des Flüchtlingsministeriums in Kabul berichtete, die Ankunft werde für Mittwochmorgen erwartet. Wie viele Passagiere an Bord sein werden, ist unklar. Bisher haben Bund und Länder seit dem ersten direkten Abschiebeflug im Dezember 2016 303 Männer nach Afghanistan zurückgebracht. Nach einer Sammelabschiebung Anfang Juli hatte sich einer der 69 Männer kurz nach seiner Ankunft in Kabul das Leben genommen.
Die Abschiebungen sind umstritten, weil sich in Afghanistan der Krieg mit den radikalislamischen Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausweitet. Erst am vergangenen Freitag überfielen Taliban die strategisch wichtige ostafghanische Stadt Ghazni. Bei den Kämpfen, die weiter andauern, starben laut Verteidigungsministerium bisher rund 100 Sicherheitskräfte, mindestens 30 Zivilisten und 200 Talibankämpfer.
Die Bundesregierung schiebt seit Kurzem nicht mehr nur Straftäter und Gefährder ab, sondern auch andere abgelehnte Asylsuchende. Damit missachte sie nicht nur, dass die Betroffenen in Deutschland "bereits gut integriert sind", kritisiert der Bayrische Flüchtlingsrat. Es werde auch weiterhin abgeschoben, obwohl das Auswärtige Amt die Lage in dem Land immer noch als instabil bewertet.
Quelle: ntv.de, hny/dpa/AFP