Christian Wulff im "Frühstart" "Niemand darf sich in russische Dienste begeben"
25.04.2022, 10:43 Uhr (aktualisiert)
In einem exklusiven Interview mit ntv nimmt der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff Stellung zur aktuellen politischen Lage. Wulff stellt die Frage, ob Deutschland wirklich genug für die Ukraine tue.
Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff hat mit Blick auf die Unterstützung für die Ukraine hinterfragt, ob Deutschland wirklich genug leiste. "Ich meine schon sagen zu müssen, dass Deutschland sich besonders fragen muss, ob wir alles tun, was wir tun können, ob wir unseren ukrainischen Freunden so helfen, wie wir ihnen jetzt helfen müssen", sagte Wulff im "Frühstart" von ntv.
Auch müsse Deutschland Staaten, die nicht in der NATO seien, aber durch Putin bedroht würden, "ein hohes Maß an Unterstützung gewähren", da diese Länder diese "Hilfe auch verdient" hätten, so Wulff.
Deutschland müsse sich zudem fragen, "ob wir da nicht viel mehr Opfer bringen könnten und viel mehr Unterstützung und Einsatz zeigen könnten. Das ist die Frage, die in Deutschland jetzt die zentralste ist."
"Man darf Fehler nicht zweimal machen"
Im Kontext der Anstellung von Ex-Kanzler Gerhard Schröder bei russischen Staatsunternehmen sagte Wulff, dass dies in Zukunft nicht mehr möglich sein dürfe. "Niemand darf sich jetzt mehr in russische Dienste begeben und in russische Abhängigkeiten, da müssen wir uns alle einig sein. Wenn das nicht für alle gilt, dann bekommen wir dafür zurecht heftige Kritik."
Auch müsse man die letzten Jahrzehnte deutscher Russlandpolitik "kritisch aufarbeiten", sagte Wulff. Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm Wulff aber in Schutz: "Aus heutiger Sicht waren Nord Stream 1 und 2 Fehler. Aber aus der damaligen Sicht war es nicht unbedingt ein Fehler zu sagen: Wir wollen intensiver zusammenarbeiten, Entwicklung befördern, Vertrauen schaffen. Es muss ja geredet werden."
Hier sei auch Vertrauen von russischer Seite "missbraucht und enttäuscht worden" und deswegen sei nicht alles falsch gewesen, was aus damaliger Sicht gemacht wurde, so Wulff. Der ehemalige Bundespräsident sagte zudem: "Man darf Fehler machen, man darf sie nur nicht zweimal machen."
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 23. April 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, psa