Leaks "moralisch problematisch" FDP-Vize Kubicki springt Döpfner bei
14.04.2023, 04:57 Uhr Artikel anhören
Bedient lediglich die Schaulust: FDP-Vize Kubicki verurteilt die Veröffentlichung privater Mails durch die "Zeit".
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Der langjährige Springer-Chef steht nach durchgestochenen internen Chats unter Druck. FDP-Vize Kubicki äußert sich nicht zu Döpfners Parteinahme für die Liberalen, findet aber die Leaks "rechtlich grenzwertig". Merkel und Lindner hüllen sich dagegen in Schweigen.
FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki hat die "Zeit"-Veröffentlichung über Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner als rechtlich grenzwertig kritisiert. "Abgesehen davon, dass ich es für rechtlich grenzwertig und für moralisch problematisch halte, private Nachrichten pressetechnisch zu verwerten, sehe ich keinen Handlungsbedarf in der Causa Döpfner", sagte der Bundestagsvizepräsident dem digitalen Medienhaus Table.Media. Die Berichterstattung sei womöglich "aus Gründen der Schaulust von Interesse", vermutete er: "Politisch ist sie es nicht." Laut "Zeit" soll sich Döpfner vor der Bundestagswahl 2021 eine Pro-FDP-Berichterstattung in der "Bild"-Zeitung gewünscht haben. Kurz vor der Bundestagswahl 2021 soll er intern geschrieben haben: "Kann man noch mehr für die FDP machen?"
Der ehemalige sächsische FDP-Landeschef Holger Zastrow kritisierte hingegen die angeblichen konzerninternen Nachrichten von Döpfner über Ostdeutschland als "peinlich" und als "fatale" Fehleinschätzung. "Das ist eines Spitzenjournalisten unwürdig. Cannabis ist noch nicht freigegeben, oder? Könnten Nebenwirkungen sein."
Merkel und Lindner schweigen
Das Büro von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte sich auf Table.Media-Anfrage zur Berichterstattung nicht in der Sache äußern. "Die in Rede stehenden Äußerungen kommentieren wir nicht, dafür bitten wir um Verständnis", teilte das Büro der CDU-Politikerin mit. Die "Zeit" schreibt von einem Döpfner-Zitat, in dem von "M" die Rede ist: "Sie ist ein Sargnagel der Demokratie".
Ähnlich zugeknöpft äußerte sich FDP-Chef Christian Lindner. Auf die Frage, wie er denn zu diesen Mails und deren Inhalten stehe, sagt Lindner im kommenden "RTL Nachtjournal Spezial": "Ich kann zu Vorgängen in Verlagen oder einzelnen Redaktionen keine Stellung nehmen. Das ist Sache von Verlagen und Redaktionen und nicht von denen, die Objekt der Berichterstattung sind."
In einer im Intranet von Springer veröffentlichten Erklärung bestritt Döpfner Vorurteile gegenüber Ostdeutschen. Er habe "natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands". Er sei aber seit Jahrzehnten "enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind". Der Erfolg der AfD beunruhige ihn. In seiner Erklärung äußerte sich Döpfner nicht zur Echtheit der ihm von der "Zeit" zugeschriebenen Zitate und sprach lediglich von "aus dem Zusammenhang gerissenen Text- und Gesprächsschnipseln". Döpfner ist seit mehr als 20 Jahren Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Verlags, außerdem ist er Großaktionär des unter anderem mit Medienmarken wie "Bild" und "Welt" tätigen Konzerns.
Quelle: ntv.de, mau