Nach Attentat in der Slowakei Fico gibt bemerkenswertes erstes Statement ab
05.06.2024, 20:50 Uhr Artikel anhören
Robert Ficos Ansprache dauerte 14 Minuten.
(Foto: Facebook / Robert Fico)
Robert Fico wendet sich in einer Videobotschaft erstmals direkt an die Öffentlichkeit. In einem Statement vergibt der slowakische Regierungschef zunächst dem Mann, der ihn fast tötete. Dann nutzt der umstrittene Politiker die Gelegenheit, um heftig gegen die Opposition auszuteilen.
Der slowakische Regierungschef Robert Fico wird nach dem Attentat durch einen 71-Jährigen laut eigenen Angaben um den nächsten Monatswechsel herum schrittweise zur Arbeit zurückkehren. Dies teilte der 59-Jährige in einer längeren Videobotschaft mit. Fico, der den Anschlag knapp überlebte, sprach in diesem Zusammenhang von einem "kleinen Wunder".
Der Linkspopulist kündigte zudem an, "den ersten Schritt zu tun. Und das ist Vergebung". Er empfinde keinen Hass "gegenüber dem Fremden, der auf mich geschossen hat. Ich werde keine rechtlichen Schritte gegen ihn einleiten und auch keinen Schadensersatz fordern", sagte Fico in seinem ersten öffentlichen Statement seit dem Angriff.
Stattdessen wolle der Regierungschef dem Hobby-Schriftsteller, der ihn aus Unzufriedenheit über seine Politik attackierte und fast tötete, "in seinem eigenen Kopf klären lassen, was er getan hat und warum er es getan hat". Fico nutzte die Videobotschaft außerdem, um heftig gegen die slowakische Opposition auszuteilen und schwere Vorwürfe zu erheben.
"Letzten Endes ist es offensichtlich", so Fico, dass der Mann "nur ein Bote des Bösen und des politischen Hasses war, den die politisch erfolglose und frustrierte Opposition in der Slowakei zu unüberschaubaren Ausmaßen entwickelte". Es sei zudem zu erwarten, dass die "regierungsfeindlichen Medien, die aus dem Ausland finanzierten politischen Nichtregierungsorganisationen und die Opposition" beginnen würden, den Mordanschlag herunterzuspielen. Er habe keinen Grund zu der Annahme, dass es sich um die Tat eines einzelnen Verrückten handele, so Fico.
Regierungschef warnte vor Politikermord
Fico hatte im April bei Facebook seine Einschätzung geteilt, dass die steigenden Spannungen in der Slowakei zu einem Politikermord führen könnten. Er warf den Medien vor, die Spannungen zu schüren. Fico ist seit Langem umstritten. Seine Regierung hat Schritte unternommen, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einer Reform zu unterziehen. Kritiker befürchten, dass damit die Regierung die volle Kontrolle über das öffentlich-rechtliche Fernsehen und Radio bekäme. Auch Ficos Pläne, das Strafgesetzbuch zu überarbeiten, riefen Bedenken hervor, er verfolge einen autokratischen Kurs.
Zudem wird Fico kritisiert, er sei prorussisch eingestellt - wogegen sich dieser wehrt. In der Vergangenheit hatte sich der 59-Jährige bei Ukraine-Hilfen quergestellt. Auch in seiner jetzigen Videobotschaft äußerte sich der slowakische Regierungschef zu dieser Ablehnung. Er behauptete dabei, EU und NATO würden nur eine Meinung zulassen, nämlich "den Krieg in der Ukraine um jeden Preis fortzusetzen, um die Russische Föderation zu schwächen".
Fico war im Mai vor einem Kulturzentrum in der Stadt Handlova in der Bauchgegend angeschossen worden. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie er sich Schaulustigen hinter Absperrungen näherte und Hände schütteln wollte. Dann trat ein Mann nach vorn, der seinen Arm ausstreckte und Schüsse abgab. Der Angreifer sagte später unter anderem, er habe Fico wegen dessen Weigerung, der Ukraine weiter militärische Hilfe zukommen zu lassen, angegriffen.
Quelle: ntv.de, rog/AP