Sanktion wegen Angriffskrieg Finnland schränkt Touristenvisa für Russen ein
16.08.2022, 16:04 Uhr
Weihnachtstourismus in Lappland: Für Russen wird es in diesem Jahr schwer, eine solche Reise zu buchen.
(Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Masci-AGF)
Während Kanzler Scholz russische EU-Reisende nicht für den Angriff auf die Ukraine sanktionieren will, macht Helsinki ernst: Russen, die ohne guten Grund nach Finnland reisen wollen, sollen ab September nur noch sehr schwer ein Touristenvisum bekommen.
Die finnische Regierung will ab September weniger Touristenvisa an russische Staatsbürger ausstellen. "Wir werden die Zahl der bewilligten Anträge auf ein Zehntel des aktuellen Niveaus begrenzen", sagte Finnlands Außenminister Pekka Haavisto dem finnischen Rundfunk in Helsinki. Nach Informationen des Senders Yle werden in Finnland aktuell täglich rund tausend russische Visumsanträge bearbeitet.
"Gleichzeitig wollen wir es leichter für Menschen machen, nach Finnland zu kommen, um zu arbeiten, zu studieren oder Verwandte zu besuchen", sagte Haavisto. "Es soll also Lösungen für diejenigen geben, die einen Grund haben, nach Finnland zu kommen, aber das gewöhnliche Touristenvisum soll schwieriger zu bekommen sein." Während man in Finnland versucht habe, ukrainischen Flüchtlingen zu helfen, sei die Anzahl russischer Touristen im Land zuletzt hoch gewesen, sagte Haavisto. "Das war für viele Finnen schwer zu akzeptieren."
In Umfragen hatte sich eine Mehrheit der Menschen wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine dafür ausgesprochen, die Ausstellung von Touristenvisa an russische Reisende einzustellen. Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hatte bei einem Gipfeltreffen der nordeuropäischen Regierungschefs mit Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag darauf gedrängt, die Frage im Europäischen Rat zu diskutieren.
Estland und Lettland preschen vor
Scholz hatte dagegen erneut betont, es handle sich um Putins Krieg und nicht den des russischen Volkes. Haavisto sagte am Nachmittag, er erhoffe sich von dem EU-Außenministertreffen Ende August weiter eine gemeinsame Lösung.
Zuvor hatten bereits Estland und Lettland die Visa-Vergabe für Russen deutlich eingeschränkt. Estland lässt russische Staatsbürger vom 18. August an nicht mehr mit einem von Estland ausgestellten Schengen-Visum einreisen. Ausgenommen sind Russen, deren Heimatland Estland ist oder die ihren ständigen Wohnsitz dort haben. Daneben gelten weitere Ausnahmen, etwa für Verwandtschaftsbesuche. Weiter einreisen dürfen auch russische Bürger mit von anderen EU-Mitgliedern ausgestellten Visa. Lettland hat die Ausstellung von Visa für Russen auf unbestimmte Zeit eingeschränkt. Die lettische Botschaft in Moskau nimmt nur noch Visa-Anträge von russischen Staatsbürgern entgegen, die an der Beerdigung eines nahen Verwandten in Lettland teilnehmen möchten.
Auch Polen will in dieser Woche einen Entwurf vorlegen, der dem Vorbild der beiden baltischen Länder folgt. Tschechien kündigte einen Vorstoß für einen EU-weiten Reisebann für Ende August an.
Quelle: ntv.de, mau/dpa