Nach Schleusung aus Belarus Flüchtling stirbt in Lettland an Unterkühlung
20.12.2022, 22:06 Uhr
Die lettische Regierung hat ihre Grenze zu Belarus verstärkt und dem Grenzschutz erlaubt, Migranten zurückzuweisen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit illegal geschleusten Migranten hält der belarussische Machthaber Lukaschenko den Druck auf die EU-Außengrenze aufrecht. Ein Flüchtling aus Afghanistan, der auf diese Weise nach Lettland gebracht wurde, bezahlt die Aktion wegen der eisigen Temperaturen mit dem Leben.
In Lettland ist ein Migrant aus Afghanistan, der aus dem benachbarten Belarus illegal über die Grenze in das baltische EU-Land geschleust worden war, aufgrund einer schweren Unterkühlung gestorben. Nach Angaben des lettischen Grenzschutzes starb der Mann in einer Klinik in der Stadt Rezekne, in die er zusammen mit einem anderen Migranten gebracht worden war. Die beiden Afghanen seien zuvor durch ein Loch im provisorischen Grenzzaun nach Lettland gebracht worden, teilte die Behörde in Riga mit.
Lettland hat eine rund 172 Kilometer lange Grenze zum autoritär regierten Belarus. Der Baltenstaat wirft dem Nachbarland und dessen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die Grenze zu bringen. Im Spätsommer 2021 eskalierte die Situation an der EU-Außengrenze. Tausende Menschen versuchten, illegal in die Europäische Union zu gelangen. Lettland reagierte daraufhin mit einem verstärkten Schutz der Grenze und dem Bau eines Grenzzauns. Im August 2021 verhängte die Regierung in Riga den Ausnahmezustand in der Grenzregion und ermächtigte den Grenzschutz, Migranten abzuweisen. Wegen seines strikten Vorgehens war Riga wiederholt selbst in die Kritik geraten. Zuletzt warf die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen den Behörden vor, Migranten trotz eisiger Temperaturen zurückzudrängen.
Litauen meldet Beschädigung des Grenzzauns
Auch Litauen hatte in der vergangenen Woche einen ähnlichen Vorfall gemeldet. Dem litauischen Grenzschutz zufolge wurden Migranten mit Erfrierungen an den Füßen illegal über die Grenze geschleust. Dazu sollen belarussische Sicherheitskräfte den von Litauen im Gefolge der Migrationskrise im Spätsommer 2021 neu gebauten Grenzzaun beschädigt und insgesamt vier Migranten über die Grenze geschickt haben, wie der Grenzschutz mitteilte. Ein von der Behörde in Vilnius veröffentlichtes Video sollte den Vorfall belegen.
Die vier Männer stammten ebenfalls aus Afghanistan. Drei davon klagten den Angaben zufolge über ihren Gesundheitszustand und wurden zur Untersuchung in eine Klinik gebracht - zwei davon mit Verdacht auf Erfrierungen.
Quelle: ntv.de, mau/dpa