Ischinger warnt vor Vertrauenskrise "Freundschaft Trump-Putin ausgeschlossen"
19.01.2017, 07:13 Uhr
"Make love not War", wollte wohl der Künstler hinter diesem Porträt sagen.
(Foto: dpa)
Bald kommen die Außen- und Sicherheitspolitiker der Welt zur Sicherheitskonferenz in München zusammen. Deren Leiter, Wolfgang Ischinger, stellt große Unsicherheit auf allen Seiten fest. Nato-Chef Stoltenberg reicht Trump die Hand.
Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hält eine Männerfreundschaft zwischen Putin und Trump für völlig illusorisch. Putin brauche wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage im Land einen äußeren Feind, um sein Land hinter sich zu vereinen. "Putin kann es sich nicht leisten, eine wirkliche Männerfreundschaft mit Trump anzufangen", sagte er.
Er erkenne auch nicht, wie sich das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen rasch verbessern könne. "Wir haben eine schwere Krise mit Russland. Die müssen sich warm anziehen, wenn sie nach München kommen", sagte Ischinger.
"Gelegenheit, sich zu beschnuppern"
Die diesjährige Sicherheitskonferenz vom 17. bis 19. Februar wird nicht nur im Zeichen der weltweiten Krisenherde, sondern auch des Regierungswechsels in den USA stehen. Da Donald Trump erst am 20. Januar in sein Amt als neuer US-Präsident eingeführt wird, ist derzeit noch unklar, wer die Vereinigten Staaten bei der Tagung Mitte Februar vertreten wird. "Vielleicht bietet München eine erste Gelegenheit, sich zu beschnuppern für Vertreter der russischen und der amerikanischen Administration."
Die sicherheitspolitische Lage der Welt habe sich im Vergleich zu vergangenem Jahr noch wesentlich verschlimmert. "Was wir im Augenblick haben, ist ein Zustand maximaler und bisher nicht da gewesener Unvorhersehbarkeit." Die euro-atlantische Sicherheitsarchitektur sei in einer desaströsen Lage. "Keiner traut mehr dem anderen."
Bevor Trump überhaupt ins Amt gekommen sei, sei weltweit eine erhebliche Verunsicherung eingetreten, sagte Ischinger. Man könne sich nur wünschen, dass Trump ab dem 20. Januar nicht mehr "einfach so drauflos twittert und dass er sich nicht benimmt wie der König irgendeines nebensächlichen Inselstaats, der halt irgendwas sagt, sondern dass er sich benimmt wie der Präsident des wichtigsten Lands der Welt, zumindest was die militärische Leistungskraft angeht."
Stoltenberg verteidigt Nato-Bilanz
Trotz der kritischen Worte von Trump über die Nato freut sich deren Generalsekretär Jens Stoltenberg auf die Zusammenarbeit mit dem künftigen US-Präsidenten. Das sagte Stoltenberg der Zeitung "Die Welt". "Ich bin absolut sicher, dass die USA auch weiterhin uneingeschränkt zu ihren Sicherheitsgarantien für die Nato stehen werden. Ich habe mit Herrn Trump telefoniert und er sagte mir in dem Gespräch sehr klar, dass sich die USA weiterhin der Nato verpflichtet fühlen", erklärte Stoltenberg.
Zur Kritik Trumps an der Nato im Anti-Terror-Kampf verwies Stoltenberg darauf, dass das Bündnis im Kampf gegen den internationalen Terrorismus bereits stark engagiert sei und über die Ausweitung dieses Engagements diskutiert werde. Gerade in Zeiten, in denen sich das Sicherheitsumfeld ändere und immer mehr Instabilität herrsche, seien starke Institutionen wie die Nato nötig. "Das Bündnis ändert sich ständig und hat die Fähigkeit sich anzupassen. Die Welt verändert sich und wir verändern uns mit ihr - so, wie wir es seit 70 Jahren tun."
Quelle: ntv.de, shu/dpa