"Teilt Werte nicht mehr" Gerhard Schröders Ehrenbürgerschaft wackelt
04.03.2022, 10:08 Uhr
Gerhard Schröder muss sich gegenüber seiner Heimatstadt erklären.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ist nicht mehr Ehrenmitglied von Borussia Dortmund, nun droht ihm auch der Verlust der Ehrenbürgerschaft von Hannover. Man erwartet persönliche Konsequenzen Schröders.
Ein Entzug der Ehrenbürgerschaft in Hannover rückt für Altkanzler Gerhard Schröder deutlich näher. Die Stadtverwaltung soll ein Verfahren zur Aufhebung der Ehrenbürgerschaft einleiten. Das habe der Verwaltungsausschuss am Donnerstag beschlossen, teilte die Stadt mit. Der Ausschuss sei zu dem Schluss gekommen, dass Schröder "durch seine andauernde geschäftliche Verbindung mit russischen Staatskonzernen die Werte und Ziele der Landeshauptstadt nicht mehr teilt".
Schröder soll nun die Möglichkeit erhalten, Stellung zu beziehen. Ein Beschluss ist den Angaben zufolge für die nächste Ratssitzung am 31. März vorgesehen. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sagte laut Mitteilung: "Ich bedauere, dass sich Gerhard Schröder nicht in der Lage sieht, die notwendigen persönlichen und geschäftlichen Konsequenzen aus Putins Angriffskrieg zu ziehen." Onay hatte Schröder zuvor bereits nahegelegt, die Ehrenbürgerschaft niederzulegen.
Schröder steht seit Langem wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Kritik. Er ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat auch Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2. Am vergangenen Donnerstag hatte er die Regierung in Moskau zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Von persönlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede.
BVB warf Schröder schon raus
Der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hatte Schröder bereits die Ehrenmitgliedschaft entzogen und reagierte auf die bislang fehlende Bereitschaft Schröders, seine Führungspositionen bei staatlichen russischen Energiekonzernen niederzulegen. "Über einen entsprechenden und einstimmig getroffenen Präsidiumsbeschluss unterrichtete Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball den Bundeskanzler a.D. am heutigen Vormittag in einem persönlichen Gespräch", teilte der BVB am Mittwoch mit.
Der DFB ist da noch nicht ganz so weit. "Ehrenmitglieder des DFB müssen sich uneingeschränkt zu den in der Satzung des DFB verankerten Grundwerten bekennen", hieß es in der gemeinsamen Erklärung der DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch und Hans-Joachim Watzke. Dazu zähle "insbesondere die Achtung aller international anerkannten Menschenrechte und die Verpflichtung, allen menschenverachtenden Einstellungen und Verhaltensweisen entgegenzutreten. (...) Eine solche Haltung erwarten wir auch von Gerhard Schröder", so der DFB.
Der Verband erwartet vom SPD-Politiker, dass er noch vor dem DFB-Bundestag am 11. März in Bonn entweder seine Ämter beim Energiekonzern Rosneft oder dem Gaspipeline-Betreiber Nord Stream niederlegt oder aber auf die Ehrenmitgliedschaft verzichtet.
Auch sein Heimatklub Hannover 96 prüft noch die Eignung Schröders, Mitglied des Klubs zu sein. "Wir werden jetzt prüfen, inwiefern Herr Schröder gegebenenfalls gegen die Interessen des Vereins verstoßen hat", sagte eine leitende Mitarbeiterin des Hannoverschen Sportvereins von 1896 indes. Schröder sei ein Schreiben zugestellt worden, in dem er um eine Stellungnahme gebeten wurde. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung dies berichtet.
Quelle: ntv.de, ter/dpa