"Werden deshalb nicht kränker"Kanzleramtschef will Kassenleistungen streichen

Die Kostenexplosion im Gesundheitswesen setzt die Regierung unter Druck. Kanzleramtschef Thorsten Frei kündigt an, dass medizinische Leistungen für Patienten entfallen. Auch die freie Arztwahl stellt er infrage.
Kanzleramtschef Thorsten Frei von der CDU hat einen kostenbedingten Leistungsabbau im Gesundheitswesen angekündigt. Es sei "klar", dass manche Leistungen entfallen müssten, um das Gesundheitssystem günstiger zu machen, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Das funktioniere in anderen Ländern auch. "Wir werden deshalb nicht kränker", so Frei.
Ein Abbau von Leistungen werde zwar Widerstände hervorrufen, sagte Frei. Im Interesse des Ganzen müsse man das aber durchsetzen. "Wir haben das teuerste Gesundheitssystem der Welt, aber unsere Bevölkerung ist nicht überdurchschnittlich gesund", sagte der Kanzleramtschef weiter. Zum Vergleich verwies er auf das Nachbarland Frankreich: Dort gingen die Menschen statistisch gesehen seltener zum Arzt, was "rein medizinisch betrachtet kaum zu begründen sein" dürfte.
Frei kritisierte zudem, dass hierzulande die Patientinnen und Patienten selbst entschieden, zu welchem Facharzt sie gehen. "Ein Primärarzt, in der Regel der Hausarzt, muss diese Entscheidung übernehmen", forderte er.
Die Krankenkassen in Deutschland hatten zuletzt vor immer weiter steigenden Beiträgen gewarnt und eine grundlegende Reform gefordert. Nach einer kürzlich veröffentlichten Auswertung des Vergleichsportals Verivox erhöhen 31 von 72 Krankenkassen in Deutschland zum neuen Jahr ihren Zusatzbeitrag. Die Regierung brachte zuletzt nur ein kleines Sparpaket für die Kassen für 2026 auf den Weg. Sie steht aber stark unter Druck, das System grundlegend zu modernisieren.